Wenig nervt mehr als die Joghurtreklame im TV. Da müssen sich die Models den traurigsten Hascherlblick aufsetzen und an Verdauungsproblemen herumdrucksen, nur damit eine Strebertante lustvoll in die argumentativen Tiefen der Darmperistaltik abtauchen und als Heilsversprechen einen Joghurtmutanten hervorzaubern darf: So etwas halten nur Stahlmägen aus, ohne spontan retroaktiv zu werden.

Jetzt aber gibt es Hoffnung auf mehr Kurzweil in der Gärmilch-Propaganda: Forscher am Massachusetts Institute of Technology haben entdeckt, dass Joghurt noch ganz anderes draufhat, als den Gang des Gegessenen zu beschleunigen. Beim Studium der Korrelation von Joghurtkonsum und Fettleibigkeit bei Mäusen beobachteten die Wissenschafter Erstaunliches: Mäuse, die ihr Essen durch eine Gabe Vanillejoghurt ergänzt bekamen, hatten nicht nur deutlich dichteres, glänzendes Fell - nein, auch das, was hierorts keusch als Gogerln bezeichnet wird, war bei den Joghurtmännchen ganz unübersehbar besser ausgestattet.

Damit nicht genug, erwiesen sie sich auch noch als zeugungsfreudiger als joghurtlose Vergleichsmännchen. Fehlt nur noch eine Studie am Menschen, dann stünde einer neuen Generation scharfer, testosterongeschwängerter Joghurtwerbung nichts mehr im Wege. Javier Bardem, Daniel Craig, selbst Burt Reynolds würden für die Werbegelder, die da winken, alleweil strammstehen. (Severin Corti, DER STANDARD, 21.5.2012)