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"Indonesia wants Gaga" - 50.000 Menschen hatten dies bereits zuvor mit dem Kauf eines Konzerttickets demonstriert.

Foto: APA/EPA/ADI WEDA

Singapur/Jakarta -  Trotz Kritik von ultrakonservativen Zensoren und religiösen Gruppen in Asien will die exzentrische US-Popdiva Lady Gaga nichts an ihrer Bühnenshow ändern. "Wir ziehen die Show so durch, wie sie ist", sagte Lady Gagas Manager Troy Carter am Donnerstag in Singapur. "Es ist eine sehr spezielle Show und ein sehr spezielles Publikum." Konservative Christen in Südkorea und den Philippinen sowie militante Islamisten in Indonesien hatten der Sängerin Gotteslästerung und Teufelsanbetung vorgeworfen. Zudem nehmen sie Anstoß an Lady Gagas Einsatz für die Rechte von Homosexuellen.

Es sei sinnlos, etwas an dem Auftritt Lady Gagas zu ändern, weil die religiösen Hardliner ohnehin durch nichts besänftigt werden könnten, sagte Carter weiter. Die Kritik an dem Star sei vor allem durch einen "großen kulturellen und Generationsgraben" zu erklären.

Einen für den 3. Juni geplanten Auftritt in Jakarta hat die indonesische Polizei verboten, nachdem militante Gruppen mit Gewalt gedroht hatten. Die Konzertagentur bemüht sich aber noch um eine Auftrittsgenehmigung. Am Freitag ist ein Konzert in Bangkok geplant, bevor Lady Gaga drei Auftritte in Singapur hat.

"Satansanbetung"

 Indonesische Fans von Lady Gaga gingen gegen das Konzertverbot  auf die Barrikaden. Am Sonntag protestierte in Jakarta eine Gruppe von etwa 50 Fans im Gaga-Stil: mit Flash Mob und Tanzperformance. Vor dem Nationalmonument im Zentrum der Hauptstadt entfalteten sie ein Spruchband mit der Aufschrift "Indonesien will Lady Gaga" und tanzten zu bekannten Hits der Künstlerin.

Nach Protesten konservativer Muslime hatte die Polizei vergangene Woche ein Konzert der 26-jährigen Sängerin am 3. Juni untersagt. Die Auftritte Lady Gagas widersprächen der indonesischen Kultur, hieß es. Die "pornografischen" Auftritte würden die Moral der Jugend des Landes vergiften, so die Gaga-Gegner.

Vor allem die radikale Organisation "Islamische Verteidigerfront" (FPI) hat gegen das Konzert mobil gemacht. Lady Gaga fördere die Satansanbetung und die Homosexualität, behauptete die FPI. Die Organisation vereinigt halbkriminelle Gangs, die unter dem Vorwand, Moral und Anstand hochzuhalten, immer wieder Bars angreifen und Popkonzerte stören.

"Ich und tausend andere Fans sind von der Entscheidung der Polizei sehr enttäuscht", sagte Protestteilnehmer Simon. "Lady Gaga ist harmlos. Sie ist nur eine Künstlerin." Für das Konzert im Bung Karno Stadium in Jakarta wurden bereits etwa 50.000 Tickets verkauft.

Lässt sich Gaga "anpassen"?

Eine endgültige Entscheidung, ob das Konzert stattfinden kann, steht noch aus. Die Veranstalter verhandeln mit der Polizei über eine Aufhebung des Verbots. Auch die Politik ist schon involviert. Der Minister für Recht, Politik und Sicherheit schlug am Samstag einen Kompromiss vor. "Vielleicht kann man das Konzert der indonesischen Kultur anpassen", sagte Djoko Suyanto der Tageszeitung "Kompas".

Etwa 88 Prozent von Indonesiens 240 Millionen Einwohnern sind Muslime. Die religiöse Toleranz in dem südostasiatischen Land scheint in jüngster Zeit zu bröckeln. Konservative Gruppen gewinnen an Einfluss. Die boomende Wirtschaft Indonesiens lockt allerdings viele westliche Künstler: Auch Katy Perry, Justin Bieber und Kylie Minogue sind bereits dort aufgetreten.

Die mehrfache Grammy-Gewinnerin Lady Gaga, die eigentlich Stefani Germanotta heißt, hatte ihre Welttournee "The Born This Way Ball" Ende April in Südkorea begonnen. Am 18. August gastiert die exzentrische US-Künstlerin in der Wiener Stadthalle. (APA/red, derStandard.at, 20./24.5.2012)