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Der Zivilschutz stellt in Sporthallen und Schulen 4.500 Betten zur Verfügung.

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Heftiger Regen und Nachbeben erschweren die Rettungsarbeiten.

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Ein Kirchturm in der Gemeinde Finale Emilia wurde schwer beschädigt.

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Zerstörtes Gebäude in Finale Emilia.

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Rom - Nach dem schweren Erdbeben in der Nacht auf Sonntag in Norditalien mit sieben Toten und über 50 Verletzten erschwerten am Montag weitere Erdstöße die Räumarbeiten. Mehr als 100 Nachbeben wurden bisher in der Region Emilia Romagna registriert.

4.000 Menschen mussten die Nacht auf Montag in Notunterkünften oder bei Freunden und Verwandten verbringen. In Finale Emilia in der Provinz Modena, Epizentrum des Erdbebens, übernachteten 200 Personen in einer Sporthalle. Viele Personen schliefen trotz strömenden Regens und Kälte in Zelten aus Angst, ihre Häuser könnten einstürzen. Andere verbrachten die Nacht im Auto.

Heftige Niederschläge in der Emilia Romagna erschwerte die Arbeit der Einsatzkräfte, die die Stabilität der vom Erdbeben betroffenen Gebäude überprüfen mussten. Der Zivilschutz stellte in Sporthallen und Schulen insgesamt 4.500 Schlafplätze zur Verfügung. Freiwillige aus ganz Italien und Helfer des Zivilschutzes trafen in der Region ein, um Hilfe zu leisten.

Das Erdbeben hat auch viele Kilometer vom Epizentrum entfernt Denkmäler, kulturhistorisch bedeutende Bauten und Kunstwerke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben von Kulturminister Lorenzo Ornaghi machen die Schäden Dutzende Millionen Euro aus. Experten des Ressorts sind dabei, das genaue Ausmaß festzustellen. Besonders betroffen sind Kirchen und Schlösser in den Provinzen Modena, Bologna und Ferrara.

Kulturdenkmäler schwer beschädigt

"Rund um das Epizentrum ist kein einziges Monument unbeschädigt geblieben", sagte Carla Di Francesco, Direktorin des Denkmalschutzes der Region Emilia Romagna. Nun müssten die Kunstwerke in Sicherheit gebracht werden, die sich in beschädigten Kirchen befinden. In Ferrara, einst Sitz der Herrscherfamilie Este, wurde der "Löwenturm" des Stadtschlosses schwer beschädigt. Auch das Museum Boldini und die Kirche San Carlo wurden in Mitleidenschaft gezogen. Erhebliche Schäden hat das Erdbeben auch in der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Basilika Santa Maria in Vado angerichtet. Der Palazzo Diamanti, in dem seit Jahren Kunstausstellungen stattfinden, wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Der Bürgermeister von Ferrara, Tiziano Tagliani, sprach von erheblichen Zerstörungen. "Wir haben die komplette Liste der beschädigten Palazzi noch nicht aufstellen können", sagte Tagliani.

Das Erdbeben hat eine der wirtschaftlich vitalsten Regionen des Landes hart getroffen. In den Provinzen Ferrara, Modena und Bologna konzentriert sich ein Großteil der italienischen Lebensmittelproduktion. Mit 200 Millionen Euro bezifferte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti die Schäden des Erdbebens allein im Agrar- und Lebensmittelbereich. Lager- und Treibhäuser, Ställe und Fabriken wurden beschädigt. Nutztiere seien in eingestürzten Ställen verendet, klagte der Verband. Wegen des Erdbebens seien 5.000 Jobs in der Landwirtschaft und Industrie gefährdet, warnte der Gewerkschaftsverband CGIL.

Ministerratsitzung am Dienstag

Premier Mario Monti plante für Dienstag eine Ministerratsitzung, bei der der Notstand ausgerufen wird. Damit sollen Gelder für den Wiederaufbau locker gemacht werden. Wegen der Einsparungen infolge der Schuldenkrise sei jedoch mit wenig Hilfe seitens des Staates zu rechnen, hieß es in italienischen Medien.

Vom Beben besonders betroffen waren die Provinzen Modena, Ferrara, Bologna und Mantua. Mindestens vier Arbeiter starben unter den Trümmern ihrer Betriebe. Eine Seniorin wurde in ihrer Wohnung von Teilen einer herunterfallenden Decke erschlagen. Sie wäre im Juni 103 Jahre alt geworden. Eine 86-Jährige erlitt einen Schlaganfall. Eine 37-jährige Deutsche, die sich aus beruflichen Gründen in der Nähe von Bologna aufhielt, bekam Medienberichten zufolge nach dem Erdbeben Atemprobleme und starb. (APA, 21.5.2012)