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Schwarzarbeit lohn in guten Konjukturphasen weniger.

Foto: APA/Julian Stratenschulte

Wien/Linz/Frankfurt - Schwarzarbeit lohnt sich in der stabilen Konjunktur für immer weniger Leute. Gleichwohl bleibt der Anteil der Schattenwirtschaft groß. Und der Staat dreht weiter an der Abgabenschraube. In Deutschland bleibt die Schwarzarbeit trotz stabiler Konjunkturentwicklung ein Massenphänomen - allerdings mit abnehmender Tendenz. Nach Untersuchungen des Linzer Volkswirts Friedrich Schneider wird die Zahl der Vollzeit-Schwarzarbeiter heuer um etwa 100.000 auf 7,7 Millionen sinken. Das Volumen der Schattenwirtschaft im stärksten Euro-Land werde um knapp 2 Mrd. auf 342,4 Mrd. Euro zurückgehen. Das entspreche rund 13,3 Prozent des legalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) und liege damit im Schnitt der entwickelten Industrieländer.

Zuletzt war die Schwarzarbeit infolge der Lehman-Wirtschaftskrise leicht angestiegen, ist aber prinzipiell seit Jahren rückläufig. Nach Schneiders Berechnungen ist in Österreich und der Schweiz der Schattenbereich mit rund 7,8 bzw. 7,6 Prozent des BIP deutlich kleiner. In Österreich soll das Volumen heuer dank der erwarteten positiven Wirtschaftsentwicklung gegenüber 2011 von 19,83 Mrd. auf 19,61 Mrd. Euro leicht sinken. Der Anteil am BIP geht demnach voraussichtlich auf 7,69 Prozent des BIP zurück. Der Durchschnitt aller 21 OECD-Länder beträgt 13,4 Prozent.

In Deutschland sei die Schwarzarbeit im Baugewerbe und Bauhandwerk am weitesten verbreitet, die allein 38 Prozent des Sektors ausmachten, schreibt Schneider. Es folgen Dienstleistungsbetriebe wie Hotels und Gaststätten sowie Kfz-Gewerbe mit jeweils rund 17 Prozent. Auch haushaltsnahe Dienstleistungen wie Nachhilfe, Frisur, Putzen oder Babysitten würden häufig schwarz erbracht und machten noch 15 Prozent oder 51,4 Mrd. Euro der Schattenwirtschaft aus.

Wachstum

Als positive Faktoren für den legalen Arbeitsmarkt nennt der Ökonom das Wirtschaftswachstum, die damit verbundenen Beschäftigungseffekte und die Senkung der Pensionsbeiträge. Kontraproduktiv habe sich im vergangenen Jahr die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge ausgewirkt.

Erstmals seit Jahren stieg damit 2011 der Anteil von Steuern und Abgaben an den Gesamtarbeitskosten wieder leicht an. Innerhalb der OECD sind die Lasten nur noch in Belgien höher. Für einen unverheirateten Angestellten in Deutschland ohne Kinder und mit durchschnittlichem Verdienst erhöhte sich die Gesamtbelastung um 0,6 Prozentpunkte auf 49,8 Prozent. Das heißt, dass er nur die Hälfte seines legalen Verdienstes tatsächlich selbst in den Händen hielt.

Schneider geht davon aus, dass eine zu hohe Abgabenlast die Menschen in die Schwarzarbeit treibt. Ab einer Quote von 40 Prozent setze eine massive Verweigerungshaltung ein. Als Faustregel könne gelten, dass die Leute ein Drittel Steuern und Sozialabgaben akzeptierten. (APA, 21.5.2012)