Wien - Die Geschäfte der Hypo Alpe Adria in Südosteuropa liefen, so fasst ein Aufseher zusammen, "sagenhaft". Ein Blick nach Bulgarien, wo die Hypo 2006 mit einer Leasinggesellschaft einstieg, untermauert die Interpretation.

Der Businessplan war ambitioniert, bis 2010 wollte man 535 Mio. Euro finanzieren. Schon der Start der Tochter geriet, wie sich später herausstellte, zum personellen Desaster. Die gesamte Erst-Belegschaft von 30 Leuten stammte von der Konkurrenz, der HypoVereinsbank (HVB) vor Ort. Das erschließt sich aus Protokollen, die der Gutachter über die Bayern-Ära, Fritz Kleiner, zitiert. Es handle sich bei den Leuten um " sehr gut ausgebildetes Personal", ließen die Aufsichtsräte den Vorstand der Hypo-Leasing Holding damals wissen. Und der Manager der Bulgarien-Truppe, E., habe "einen einwandfreien Leumund". Er und sein Team schafften rasantes Wachstum, das allerdings schwierig zu kontrollieren war, weil sich die "Softwaresituation verschlechterte" - obwohl sie doch schon im Businessplan als "bedrohlich" beschrieben worden war. 2008 informierte man den Aufsichtsrat der Gesellschaft, dass Berichts- und Analysefunktionen nicht funktionierten, ja sogar die Berechnung von Verzugszinsen "unmöglich" sei.

Auch die Risikosituation verschlechterte sich; Exaktes dazu lässt sich aber heute kaum sagen. Denn die Berichte an den Holding-Vorstand waren " nicht nachvollziehbar und wiesen Unstimmigkeiten auf", ist im Gutachten zu lesen. Von 2006 bis 2009 (da wurden die hohen Verluste offenbar) dürfte es keine Prüfung der Tochter gegeben haben. Dafür waren die eigenständigen Pouvoirs der Bulgaren sehr hoch, stiegen auf Veranlassung von Manager E. auf fünf Mio. Euro.

Dessen Karriere endete abrupt. Schon 2007 waren "erste Verdachtsmomente" aufgekommen, er und Partner sollen von der Grawe "Privatkommissionen" verlangt haben. Und man kam drauf, dass die HVB E. "wegen diverser Geschäfte" 2005 entlassen hatte. Im Herbst 2008 kamen neue Ungereimtheiten auf, E.s Dienstverhältnis wurde gelöst. Wegen Schwärzungen im Vertrag "kann nicht gesagt werden, ob ... E. noch Geld ausbezahlt wurde".

Der Aufsichtsrat erfuhr aber erst Ende 2008 von "Betrugsfällen und Vorschriftsverletzungen" in Bulgarien, die zu hohen Wertberichtigungen geführt hätten. Details wurde ihm nicht genannt. Die Holding erfuhr noch später, Anfang 2009, von der Entlassung E.s. Ein Strafverfahren in Graz endete (nicht rechtskräftig) mit hohen Haftstrafen fürs Management. (Renate Graber, DER STANDARD, 21.5.2012)