Orange und schwarz wie Glut und Kohle: Fans des Fußballklubs Schachtjor Donezk.

Foto: Kloos & Co Medien GmbH/Jakob Preuss

Wien - Die Farbsymbolik hat so ihre Tücken: Während man in Kiew, dem Zentrum der Orangen Revolution eine Mannschaft mit der Vereinsfarbe Blau anfeuert, ist in der östlichen Hälfte der Ukraine scheinbar alles umgekehrt. Dort halten die "Blauen", die Partei der Regionen von Wiktor Janukowitsch, sichere Mehrheiten - und das Herz der Fußballfreunde schlägt für Schachtjor Donezk. Dessen Fans schwenken orange-schwarze Fahnen: Orange und Schwarz, wie Glut und Kohle.

Der Fußballklub, den ein ukrainischer Multimillionär "mit zweifelhafter Vergangenheit", wie es einmal heißt, finanziert, fungiert im Dokumentarfilm The Other Chelsea - Eine Geschichte aus Donezk von Jakob Preuss als eine Art Türöffner: Zum einen auf die VIP-Tribüne, wo auch der Jungpolitiker und Stadtratspräsident Kolja häufig anzutreffen ist. Zum anderen auf die Ränge - dort sitzen jene Kumpels, die dem Verein ebenso seit Jahrzehnten die Treue halten wie ihrem Schacht im inzwischen desolaten Kohlewerk, das sie notfalls mit Eigenleistungen am Laufen halten.

Die Umschau in diesen beiden Welten wird parallel geführt, lose strukturiert von etwas betulich klingenden Off-Kommentaren des deutschen Filmemachers. Den dramaturgischen Bogen bildet die UEFA-Cup-Saison 2009, die besondere Bedeutung für Schachtjor Donezk erlangen sollte.

Aber die Spiele sind nur in Form kleiner Foto-Animationen präsent. Vor allem gewinnt der Film in Gesprächen mit und Besuchen bei seinen Protagonisten - zu denen auch die resolute Arbeiterin Walja gehört - Einblicke in die gesellschaftliche und politische Situation vor Ort.

Der Film endet übrigens mit der feierlichen Eröffnung der Donbass-Arena im Sommer 2009, die demnächst auch als Austragungsort der EM fungiert. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 22.5.2012)