New York - Für das Foto eines schreienden afghanischen Mädchens nach einem Selbstmordanschlag in Kabul hat der AFP-Fotograf Massoud Hossaini den begehrten Pulitzer-Preis entgegengenommen. Der 30 Jahre alte Afghane erhielt die Auszeichnung am Montag (Ortszeit) bei einer Feierstunde an der New Yorker Columbia-Universität. Es freue ihn, dass er mit seinem Foto den Toten eine Stimme gegeben habe, sagte er nach der Preisverleihung. Der Preis sei eine "Ermutigung" für afghanische Medien und Journalisten aus der Region.

Die Vergabejury hatte Hossainis Foto im April als "herzzerreißendes Bild" gewürdigt. Es war am 6. Dezember nach einem Selbstmordanschlag auf eine Pilgerstätte in Kabul aufgenommen worden und wurde am Folgetag veröffentlicht. Darauf zu sehen ist die damals zehn Jahre alte Tarana Akbari. Das grün und weiß gekleidete Mädchen steht blutbefleckt zwischen auf dem Boden liegenden und sitzenden Menschen, die bei dem Attentat verletzt oder getötet wurden.

Als die Bombe hochging, war Hossaini selbst nur wenige Meter weit entfernt gestanden. Er schaue das Foto deshalb gar nicht mehr an, "weil dann mein Herz schneller schlägt und die Erinnerungen an diesen Tag zurückkommen", sagte der AFP-Fotograf, nachdem er im April von seiner Auszeichnung erfahren hatte. Die heute elfjährige Akbari, die bei dem Anschlag sieben Angehörige verlor, sagte, das Foto bedeute ihr nicht viel. Als sie es zum ersten Mal gesehen habe, habe sie sich nur gefragt: "Wie kann es sein, dass ich am Leben bin?"

Der Pulitzer-Preis wird seit dem Jahr 1917 verliehen. Er ist die wichtigste Auszeichnung für Journalisten in den USA. Neben AFP wurden in diesem Jahr auch die US-Onlineportale "Huffington Post" und "Politico", die Nachrichtenagentur AP und die US-Zeitungen "New York Times", "Seattle Times" und "Tuscaloosa News" geehrt. Romane und Sachbücher kamen diesmal hingegen nicht zum Zug. (APA, 22.5.2012)