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Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien - Im Streit des AUA-Managements mit seinen Piloten wächst die Nervosität. Dass die monatelangen Kraftproben um das Sparpaket mittlerweile die Passagiere zu spüren kriegen, weil Ersatzcrews für "unfitte" Piloten nicht oder nur mit Mühe aufzutreiben sind, lässt selbst langjährige treue AUA-Firmenkunden bei Buchungen nach Alternativen suchen. In der AUA rüstet man indes mit Lufthansa- und Swiss-Aushilfen gegen weitere drohende Ausfälle. Am Freitag sind wegen einer Betriebsversammlung der Bord-Leute verzögerte Abflüge ab Wien-Schwechat programmiert. Gewerkschaft und Betriebsrat hoffen weiter auf Verhandlungen mit dem Vorstand noch diese Woche. Bei der Lufthansa ist hinter vorgehaltener Hand von einem weiteren AUA-Schrumpfkurs die Rede.

An den vergangenen beiden Wochenenden hat die AUA, um ausfallsgefährdete teure Strecken mit Exklusivcharakter zu besetzen, einzelne Flüge auf öfter bedienten Kursen wie Köln oder Frankfurt streichen müssen. Letzten Samstag hat die Landung eines sonst nur für Langstreckenflüge eingesetzten Boeing-Jumbos der Mutter Lufthansa in Wien für Aufsehen gesorgt, mit dem die Deutschen für ausgefallene AUA-Flieger auf der Strecke Wien-Frankfurt einsprangen.

Machtdemonstration

Dass dies als Machtdemonstration der Lufthansa im Streit bei der AUA zu werten war, bestreitet AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard. Wie er überhaupt keine erhöhte Krankenstandsrate sieht, auch keine vermehrten "unfit-to-fly"-Meldungen. "Es gibt einfach zu wenig AUA-Piloten, weil die Firma schlecht geplant hat, zu viele auf Umschulungen geschickt hat", so Minhard. Und weil schon viele fehlten, die wegen des vom Vorstand betriebenen Betriebsübergangs auf Tyrolean ausschieden.

"Es gibt keine Bereitschaft mehr, an freien Tagen einzuspringen. Viele haben damit abgeschlossen. Der Vorstand muss das kapieren", so Minhard am Dienstag.

Pfingsten im Anflug

Dass die Lufthansa vorweg bereitsteht, auch am Pfingstwochenende Europaflüge für die AUA durchzuführen, verwundert den AUA-Pilotenvertreter ein wenig. "Wenn die Lufthansa zu Pfingsten Flugzeuge über hat, dann haben sie selber schlecht gemanagt. Wenn zu Pfingsten die Flieger nicht in der Luft sind, wann dann? Ich denke, das gilt auch für die Swiss. Es werden kaum Flieger frei sein."

Wie lang die am Freitag ab 9 Uhr in Schwechat beginnende Betriebsversammlung des fliegenden AUA-Personals diesmal dauern wird, ist derzeit nicht abschätzbar. Sie wurde nicht befristet, der Saal ist den ganzen Tag gebucht.

Gutachten

In der Versammlung werden von der Belegschaftsvertretung weitere Gutachten vorgelegt, mit dem die Skeptiker des Betriebsübergangs ihre Position untermauern. Die Leute werden über ihre Rechte aufgeklärt. Bis Ende Mai laufen die mit dem Betriebsübergang verbundenen Kündigungsfristen. Minhard wird, wie seine Bord-Betriebsratskollegen, dort selber bekannt geben, ob er nach mehr als zwei Jahrzehnten die AUA verlässt oder ob er bleibt. Heute wollte er sich dazu ausdrücklich nicht äußern.

Was für eine De-Eskalation passieren müsste? "Eine Verhandlungslösung. Wir sind offen, bis zuletzt", erklärte Minhard heute.

Reden mit dem Vorstand

Auch in einer Medienmitteilung versicherte der Bord-Betriebsrat am Dienstag, diese Woche noch einmal versuchen zu wollen, dem Vorstand das Sparpaket zu erläutern."So eine Situation hat es in Österreich noch nie gegeben", schrieb Minhard in der Mitteilung: "Eine Belegschaft beschließt mit 96,4 Prozent Zustimmung freiwillige Gehaltseinbußen von durchschnittlich 28 Prozent und den Verzicht auf 55 Prozent von erworbenen Abfertigungs- und Pensionsansprüchen". In Summe offeriere die Belegschaft 40 Mio. jährliche Einsparungen, progressiv ansteigend, und rund 230 Mio. Euro Einmal-Effekte, die sofort in das Eigenkapital des Unternehmens übergeführt werden könnten. "Und der Vorstand ist seit einer Woche nicht einmal zu ernsthaften Gesprächen über dieses Angebot bereit."

Stattdessen setze das Management weiter auf den "rechtlich riskanten" und von der Belegschaft einhellig abgelehnten Kurs des zwangsweisen Betriebsübergangs von der AUA zum Tochterunternehmen Tyrolean. Dass das Management in Einzelgesprächen trachte, Mitarbeiter zu "überzeugen", verunsichere nur weiter. Dass die AUA mit den Rochaden im Management schon Fakten schaffe, wertete Minhard heute als "erratisches Verhalten".

In jedem Fall sieht die AUA-Belegschaftsvertretung in der Entwicklung einen Anschlag auf die Unternehmenskultur, die in ihrer "negativen Vorbildwirkung" weit über den Anlassfall hinaus gehe. Bei der Lufthansa werden die Vorgänge in Wien kritisch beobachtet. Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte am Dienstag Konzernkreise, die davon ausgingen, die Tochter AUA müsse "vermutlich noch einmal deutlich schrumpfen, um wieder auf einem soliden Grund zu stehen". (APA, 22.5.2012)