Wien - Die Notenbanker Aserbaidschans hatten auch noch nach dem Aufkommen der Schmiergeldaffäre in der Gelddruckerei der Oesterreichischen Nationalbank (OeBS) Interesse an Geschäften mit den Österreichern - und vice versa. Ende 2011 hat die OeBS laut Zeugenaussagen ihrer interimistischen Geschäftsführer noch einen laufenden Vertrag über 275 Mio. Euro abgearbeitet - zudem hätten die Aseris dann aber auch Interesse an einer weiteren Lieferung von 15 Mio. Banknoten deponiert. Die OeBS habe den aserischen Notenbankern auch ein Angebot übermittelt - quasi unter Aufsicht, denn man habe den Staatsanwalt davon informiert. Laut einem OeNB-Sprecher hat sich daraus aber kein Deal mehr materialisiert, denn: "Die OeBS hat keine neuen Geschäfte mehr mit Aserbaidschan gemacht."

Seit Anzeige durch die OeNB ermittelt die Justiz gegen die Ex-Manager der Gesellschaft und von selbigen zum Teil schwer belasteten Aufsichtsräte u. a. wegen Verdachts der Bezahlung von Schmiergeldern nach Aserbaidschan und Syrien. Einige der Ex-Manager sind geständig, es gilt für alle die Unschuldsvermutung.

Neuer Chef

Den derzeitigen kaufmännischen Druckereichef (über die Neubesetzung der zwei Chefposten wird demnächst entschieden) kennen die Aseris auch schon. Er war noch im vorigen November auf ihre Einladung nach Baku gereist, um sich vorzustellen, wie er aussagte. Dies sei auch "aus wirtschaftlichem Interesse des Unternehmens erforderlich gewesen", die Aufsichtsräte und Notenbank-Direktoren Peter Zöllner und Wolfgang Duchatczek habe er von seiner Reise informiert. Begleitet wurde er vom Produktionschef und dem Marketingleiter der Schwestergesellschaft Münze AG.

Worum es bei den Terminen ging? "Im Wesentlichen um die Erfüllung der bestehenden Verträge im Hinblick auf die in den Medien kolportierten Berichte (Korruptionsaffäre; Anm.)". Und, notabene: "Provisionen wurden sowohl von uns als auch von der Gegenseite nie angesprochen", so der Gelddrucker. Getroffen hat er jedenfalls alte aserische Geschäftsfreunde der OeBS: hohe Notenbanker samt Beratern. Einige von ihnen finden sich auf der Liste jener, die Schmiergelder entgegen genommen hatten.

In Haft

Einer von ihnen war - als vor Jahren in Wien Geldwäscheverdachtsermittlungen rund um die Gelddruckerei liefen und das in Baku ruchbar wurde - inhaftiert worden. Nach 48 Stunden war der Mann wieder auf freiem Fuß: Die OeBS hat laut einer Ex-Managerin 200.000 Euro für seine Enthaftung springen lassen.

Ihr zufolge hat die OeBS vom ersten Aserbaidschan-Auftrag an (2004) bezahlt. Dank "20.000 Euro an verschiedene Entscheidungsträger" habe die Druckerei damals den Zuschlag fürs Design der Manat-Noten bekommen. Der Druckauftrag freilich hätte an die Konkurrenz von De La Rue gehen sollen. Er ging an die Wiener. Die wussten zwar, dass sie nicht fristgerecht würden liefern können - sicherten sich aber mittels 20 Prozent "Provision" gegen etwaige Pönalezahlungen der Aseris ab.

Scheine für die offizielle Feier in Baku konnten trotzdem bereitgestellt werden: Man nahm halt die Probedrucke. (Renate Graber, DER STANDARD, 23.5.2012)