Wien - Ein Fonds, ein Topf, ein Gesetz. Norbert Darabos ist vielleicht noch nicht drauf und dran, seine bald nach dem Antritt als Sportminister (2008) verkündeten Pläne, die Sportförderung auf neue Beine zu stellen, in die Tat umzusetzen. Aber ein Gesetzesvorentwurf ist immerhin fertig, und Darabos will sich insofern absichern, als er ihn zunächst den Dach- und Fachverbänden sowie der Bundes Sport Organisation (BSO) vorgelegt hat.

Am 4. Juni beraten sich die Verbände, am 6. Juni tagt das BSO-Präsidium. Dort könnten, hofft Darabos-Büroleiter Wolfgang Gotschke, Einwände vorgebracht werden, die dann im Gesetzesentwurf noch berücksichtigt werden könnten. Die ÖVP muss zustimmen, begutachtet muss werden, dennoch glaubt Gotschke, dass das Gesetz "heuer beschlossen" und nach einer Übergangsphase (2013) Anfang 2014 zum budget-relevanten Faktum wird.

Wettbewerb als Ziel

Andere sind sich da nicht so sicher. Der Fußballbund (ÖFB) lässt das Gesetz derzeit von seinen Juristen prüfen, für ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig ist es "ja noch Lichtjahre entfernt". Auf den ersten Blick, räumt Gotschke ein, könnten sich aus dem neuen Gesetz für den ÖFB, aber auch für ÖOC und Dachverbände (Askö, Union, Asvö) finanzielle Nachteile ergeben, weil sie mit weniger Fixunterstützung zu rechnen hätten als bis dato. Für spezielle Förderungen müssten sie sich, sagt Gotschke, "wie alle anderen dem Wettbewerb stellen".

Dafür würden die Fachverbände wohl besser aussteigen. Für sie wäre eine Grundförderung für je vier Jahre vorgesehen. "Das würde uns Planungssicherheit geben", sagt Thomas Gangel, der als Generalsekretär den Schwimmverband vertritt. Heuer beispielsweise habe er "erst im Jänner erfahren, über welches Budget wir in diesem Jahr verfügen". Ergo ist laut Gangel "zu begrüßen, was der Minister ausgearbeitet hat". Doch er rechnet mit "massiven Interventionen" und fordert seine Kollegen von den anderen Fachverbänden auf, Darabos "entsprechend zu unterstützen".

Fonds als Basis

Derzeit lukrieren Fachverbände ihre Fördermittel von vier verschiedenen Stellen mit verschiedenen Kontrollorganen. Künftig wären sie und andere Fördernehmer angehalten, ihre Rechnungen nur einer Instanz vorzulegen, dem noch zu gründenden Bundessportförderungsfonds. Er soll laut Gotschke "möglichst unabhängig sein", zu klären wären Fragen seines Umfangs und seiner Besetzung. Der Fonds wäre als Einrichtung des Bundes weder im Ministerium noch in der BSO angesiedelt, sondern ein eigener Rechtskörper, der auch kontrollieren sollte, ob die Fördernehmer die gewährten Mittel vereinbarungsgemäß einsetzen.

Weniger Freude bereitet einigen Fachverbänden, dass Darabos sie mittels Rangliste in fünf Kategorien einteilen will. Die von ihm oft propagierten Prime-Sportarten würden sich in der ersten Kategorie wiederfinden und besonders intensiv unterstützt. Für die im Schatten könnte es umso schwieriger werden, einen Platz an der Sonne zu ergattern.(Fritz Neumann, DER STANDARD, 23.05.2012)