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Eine selbstgebastelte Drohne für den Lawineneinsatz brachte zwei Schülern einen Achtungserfolg in den USA ein.

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Kleine Windräder für Kasachstan, sauberes Wasser in Indien und die schnelle Suche nach Lawinenopfern in den Alpen: Das beschäftigt Teens und Twens, die noch vor der Uni in die Forschung einsteigen. Probleme finden sie vielfach vor der eigenen Haustür, deren Lösung präsentieren sie nach nur zwölf Monaten jener internationalen Öffentlichkeit, die jedes Jahr im Mai die weltgrößte Wissenschaftsmesse für Schüler verfolgt.

Seit 1950 wird der heute mit umgerechnet etwas mehr als drei Millionen Euro dotierte Bewerb in den USA ausgerichtet. Vor fünfzehn Jahren übernahm die Stiftung eines Chip-Herstellers die Schirmherrschaft über das seither Intel Science and Engineering Fair (ISEF) getaufte Event. Sieben Millionen Schüler aus mehr als sechzig Nationen ringen jedes Mal um die Teilnahme - nur 1500 von ihnen dürfen dann tatsächlich nach Pittsburgh reisen. Die Kurzbilanz aller bisherigen Jahrgänge: Sieben frühere Teilnehmer der ISEF sind mittlerweile Nobelpreisträger.

Wie hoch das wissenschaftliche Niveau dieser Schülerarbeiten ist, bestätigt auch das diesjährige Siegerprojekt: Der 15-jährige Jack Thomas Andraka hat eine Methode entwickelt, mit der Bauchspeicheldrüsenkrebs nichtinvasiv, also mit einem einfachen Papierteststreifen, frühzeitig diagnostiziert werden kann. Damit lukrierte er vergangene Woche ein hohes Preisgeld - und wird die Methode höchstwahrscheinlich bald in die Praxis umsetzen können.

Den beiden 20-jährigen Oberösterreichern Patrick Marksteiner und Patrick Neulinger gelang heuer zunächst einmal: als einziges heimisches Team bei der ISEF vertreten zu sein. Die Schüler der HTBLA Perg haben sich Gedanken darüber gemacht, dass die Überlebenschance von Lawinenopfern schon nach 90 Minuten nur mehr bei rund 20 Prozent liegt. Diese Zeit ist aber oft zu kurz für Menschen und Hunde, um Verschüttete überhaupt aufzuspüren. Sie begannen also nach einer technischen Lösung zu suchen.

Bausatz aus dem Internet

Mit der Entwicklung von Avia, einer Helikopterdrohne, die autonom Lawinenpeilsender ortet und Fundstellen markiert, konnten sie sich für die ISEF qualifizieren. Bereits 2011 erhielten die beiden beim Schülerwettbewerb "Jugend Innovativ", der von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice im Auftrag des Unterrichts- und Wirtschaftsministeriums ausgerichtet wird, einen ersten Preis.

Bemerkenswert ist aber auch, wie die Schüler bei der Recherche zur Umsetzung so eines Systems vorgingen: Zunächst haben sie sich alle wesentlichen Informationen aus dem Internet besorgt: Die Drohne gibt's als Bausatz für den Kunstflug, Algorithmen für die Suche und Markierung als Open-Source-Quelle und Elementarwissen über Lawinen sind im Netz ohnehin weit verbreitet.

In der Umsetzung orientierten sie sich am Alltag: So funktioniert die Überwachung der Drohne auch per Smartphone, und die Fundstellen können von Rettern auf Google Maps ausgelesen werden. Die Schwierigkeit einer marktfähigen Lösung liegt nun in der effizienteren mathematischen Berechnung der hochpräzisen Ortung einzelner Peilsender.

Dass die beiden in Pittsburgh einen dritten Platz in der Kategorie " Computer Science" belegt haben, ist ein Achtungserfolg. Viel wesentlicher erscheint aber ihr für die ISEF signifikanter Ansatz: Die Probleme sind bekannt, das Wissen darüber oft sogar leicht zu finden. Die Suche nach praktikablen Lösungen gelingt dennoch nur wenigen Jungen und Alten. Das diesjährige Finale von Jugend Innovativ findet vom 30. Mai bis 1. Juni in Wien statt. (Sascha Aumüller, DER STANDARD, 23.5.2012)