Wenn der Sturm über das ganze Land und die See hinwegfegt, dann ist ein sicherer Hafen Goldes wert. Das denken sich derzeit wohl auch Anleger, die deutsche Bundesanleihen kaufen. Weil, zu holen ist da derzeit nix. Schon Anfang des Jahres, beim letzten Höhepunkt der immer noch andauernden Krise im Euroland, begab die deutsche Republik Staatsanleihen zu einem Mini-Zins von 0,01 Prozent.

Kurz vor dem nächsten entscheidenden Gipfel zur Zukunft der Eurozone ist es also wieder so weit: Gratis-Geld für Deutschland. Lange Zeit hat sich das ja keiner vorstellen können, dass Anleger ein Null-Zins-Geschäft in Kauf nehmen. Die angespannte Lage und die Ungewissheit über die Zukunft des Euro und Europas zwingt aber zu einem Umdenken: Lieber sicher Geld-zurück ohne Zinsen, als fette Zinsversprechen und am Schluss ist das ganze Geld futsch.

Investoren, vor allem Pensionskassen oder andere institutionelle Anleger, wollen ihr Geld jetzt nicht im Sparstrumpf verstecken oder in Griechenland-Bonds versenken. Der sicherste der unsicheren Häfen der Gegenwart ist derzeit wohl noch immer die bundesdeutsche Staatsanleihe. Kein Wunder also, dass Deutschland sich mit Händen und Füßen gegen Eurobonds wehrt. Mit gemeinschaftlichen Euro-Anleihen ist die Zeit des Nullzinses wohl vorbei, für Deutschland und für die Eurozone sowieso. Sichere Häfen werden Anleger dann woanders suchen. (Daniela Rom, derStandard.at, 23.5.2012)