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Banken setzen verstärkt auf Finanzbildung in jungen Jahren.

Foto: AP/Jörg Sarbach

Sonderangebote. Schnäppchen. Super-Sale. Geiz ist geil. Ich bin doch nicht blöd, Mann. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendein Topangebot via Flugzettel ins Haus flattert, und im E-Mail sagt uns der personalisierte Newsletter, was uns interessieren könnte. Der dauernden Anregung des Kaufimpulses kann kaum widerstanden werden. Also kaufen wir.

Solange man dabei nicht mehr Geld ausgibt, als das Haushaltsbudget zur Verfügung stellt, ist das kein Problem. Anders sieht die Lage aus, wenn für TV-Sets, Playstation und die neue Couch Konsumkredite aufgenommen werden und der Strudel um Rückzahlungen immer schneller wird.

Vor allem Jugendliche tappen über Konsumkredite und insbesondere über ihre Handyverträge oft in die Schuldenfalle. Denn wer seine Handygebühr nicht zahlt, bekommt vom Anbieter nicht selten die Rechnung über die gesamte Vertragszeit ausgestellt.

Über Geld redet man nicht

Über den Umgang mit Geld sollte daher viel geredet werden. Das Gegenteil ist aber der Fall: Über Geld redet man nicht - diese alte Maxime scheint noch immer gültig. Vielerorts wird beklagt, dass der Umgang mit Geld in der Schulbildung zu wenig Platz findet, und von der Schuldnerberatung wird moniert, dass der Umgang mit Geld in der Erziehung oft schlecht vorgelebt beziehungsweise zu wenig thematisiert wird.

Daher bemühen sich mittlerweile auch Finanzinstitutionen um die Wissensvermittlung. Die Wiener Börse etwa hat eigene Unterrichtsmaterialen zum Thema Kapitalmarkt erstellt und arbeitet mit einigen Lehrern zusammen, um Themen rund um die Börse zu transportieren. Einige Stufen davor setzen die Banken an. Die Erste Bank hat beispielsweise eigene Workshops entwickelt und besucht regelmäßig Schulklassen. "In gut zwei Stunden versuchen wir ein Basisverständnis fürs Geld zu vermitteln", sagt Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstand der Erste Bank. Dass Geld erarbeitet werden muss und man nicht mehr ausgeben soll, als man einnimmt, sei vielen Schülern nicht bewusst. Viele Jugendliche würden zudem nicht wissen, ob sie bereits ein eigenes Konto oder Sparbuch haben.

Keine Produkte anpreisen

Bewusst vermieden werden soll bei solchen Terminen das Anpreisen von Produkten. "Man muss die Kids bei ihren Bedürfnissen abholen" sagt Bosek und ihnen nicht irgendwelche Produkte verkaufen. Welche Wünsche gibt es, was kostet die Erfüllung, wie lange muss dafür gespart werden?

Die Bawag versucht etwa mit dem Blog mitten-im-leben.at und dem Social Web die Zielgruppe der Jugend zu erreichen. Einerseits soll, etwa durch Frühstück in der Bank, der Alltag einer Bank vermittelt und Raum für Fragen eröffnet werden. Andererseits will die Bank mit dem Ausbildungscoach punkten, der über Schul- und Studienrichtungen Auskunft gibt und Bewerbungsfragen klärt.

Kinder begegnen Banken oft erst, wenn sie via Jugendclub, den alle großen Häuser wie etwa Bank Austria und Raiffeisen anbieten, ein Konto eröffnen. Für den sicheren Umgang damit sollten die Grundlagen dann vorhanden sein. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 24.5.2012)