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Katharina Schwabedissen (39, li.) und Katja Kipping (34) wollen an die Spitze der Linkspartei.

Foto: APA/EPA/Lübke

Doch es gibt noch mehr Anwärter.

 

Ältere Herren haben ausgedient, die Zukunft der deutschen Linken ist jung, weiblich und rothaarig. So zumindest sehen es Parteivizechefin Katja Kipping (34) und Katharina Schwabedissen (39), die Chefin der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen. Zu zweit wollen sie beim Parteitag der Linken Anfang Juni die Spitze übernehmen.

"Wir wissen, dass unser Vorhaben mutig ist, aber wir wollen anderen damit auch Mut machen", begründet Kipping die Doppelkandidatur. Seit geraumer Zeit schon steckt die Linkspartei in einer tiefen Krise. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gelang der Wiedereinzug in den Landtag nicht, selbst im Saarland, wo Oskar Lafontaine wirkt, rutschte sie um fünf Prozentpunkte ab. In Berlin flog die Linke im Herbst aus der Landesregierung.

Von sich reden machte die Partei in den vergangenen Monaten hauptsächlich durch interne Graben- und Machtkämpfe. Parteigründer Lafontaine war darüber so besorgt, dass er eine Zeit lang mit dem Gedanken spielte, selbst wieder an die Linke-Spitze zurückzukehren. Er gilt immer noch als Zugpferd, das Wähler anzieht.

Doch am Dienstag gab Lafontaine dann auf und betonte in einer schriftlichen Erklärung, er sei zum Schluss gekommen, "dass nur ein passender Neuanfang jenseits der bisherigen Konfrontationslinien die derzeitige festgefahrene Situation überwinden kann".

Lafontaine wollte am Parteitag in Göttingen am 2. und 3. Juni keine Kampfabstimmung. Zu dieser wäre es aber unweigerlich gekommen. Denn der ehemalige Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch, der zurzeit Fraktions-Vize ist, hatte schon im November erklärt, dass er sich zum Parteichef wählen lassen möchte. Die Satzung der Linken schreibt jedoch vor, dass von den beiden gleichberechtigten Parteivorsitzenden nur einer ein Mann sein darf.

Bartsch aber blieb hart und weigerte sich, seine Kandidatur zurückzuziehen. Er und Lafontaine können nicht nur persönlich nicht miteinander. Die beiden stehen auch politisch für die gegensätzlichen Blöcke der Linkspartei. "Wessi" Lafontaine will Fundamentalopposition machen, "Ossi" Bartsch zählt zu den Reformern, die sich auch im Westen für Bündnisse mit den Sozialdemokraten aussprechen.

Das Damen-Duo, das nun an die Spitze strebt, ist zwar politisch auch nicht immer einer Meinung. Aber die beiden, die zum linken Flügel zählen, haben bereits erklärt, dass sie sich um die Versöhnung der tief gespaltenen Partei bemühen wollen: "Wir fühlen uns dem Aufbruch in Richtung einer neuen, nichtautoritären Linken verpflichtet" - ein Seitenhieb auf Lafontaine.

Kritik wegen Wahlniederlage

Zustimmung für die Kandidatur gibt es bereits. "Ich glaube, es ist an der Zeit, wenn die Linke überhaupt noch eine Chance haben will, dass sie jünger wird, dass sie weiblich wird und dass sich die Böcke vom Acker machen", sagt Linken-Vize Ulrich Maurer.

Doch Schwabedissens Bewerbung stößt auch auf Widerstand. So meint der Brandenburger Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic, Schwabedissen sei wegen der "krachenden Niederlage" der Linken in Nordrhein-Westfalen vor zehn Tagen nicht geeignet, die Partei zu führen.

Eine vierte Kandidatur gibt es auch noch: Die sächsische Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann will am Parteitag in Göttingen ebenfalls antreten. Ihre Begründung: Sie möchte die "unwürdigen innerparteilichen Querelen" beenden. (Birgit Baumann aus Berlin /DER STANDARD, Printausgabe, 24.5.2012)