Bild nicht mehr verfügbar.

Mit der Umsetzung darf man nicht zu lange zuwarten, denn Moose, Flechten und diverse Verwitterungszustände brauchen ihre Zeit, um dem Gesamtbild die notwendige Patina zu verleihen.

Gartenplanung ist heikel. Es beginnt bei der Frage, wie weit man einen Garten überhaupt planen soll. Denn wer einen Plan hat, will diesen auch verwirklichen. Man läuft einem Bild hinterher, das möglicherweise durch zu viel winterlichen Bildbandkonsum im Kopf gereift ist. Schlimmstenfalls ist es durch Pflanzenkatalogsschmökerei entstanden.

Wer genau schaut, erkennt nämlich bei so manchem Pflanzenversandschlingel, dass manche Blüten einer Pflanze mittels Copy & Paste multipliziert werden und zu unnatürlicher Pracht verhelfen. Ein konkretes Gartenbild im Kopf erzeugt Ehrgeiz, sportlichen Wettkampf und verschafft nur dann Befriedigung, wenn der eigene Garten ein paar Tage lang, wahrscheinlich Mitte Juni, dem gedanklichen Ideal entspricht. Beileid. Interessanter scheint mir das Phänomen des Los- und Zulassens im Garten.

Ein Garten befindet sich in ständiger Veränderung, Pflanzen kommen und gehen auf natürliche Weise, manche bleiben länger und fühlen sich so richtig wohl, andere kümmern und entschwinden mit der Zeit. Die Vorbilder sind in der Natur zu finden.

Schönheit ist keine Frage der Blühpracht

Nicht ästhetische Kriterien, sondern natürliche Zusammensetzungen erzeugen ein Bild, das es wert ist, im Garten zuzulassen. Ein Waldrand mit seinem fleckigen Halbschatten, ein Trockenrasen oder ein Ackerrand sind wunderbare Muster natürlicher Zusammensetzungen. Und wer unter einem schattigen, immer feuchten Garten leidet, soll sich einmal Gewässerränder einer Au genauer ansehen - Schönheit ist keine Frage der Blühpracht. Pracht blüht auch durch Totes, durch Unbelebtes wie Totholz, Steine und Felsen.

Ein Spaziergang durch den Schlosspark in Pötzleinsdorf bietet eine Fülle an Inspiration. Man geht förmlich über vor Ideen und neuen Absichten. In meinem Fall führt das dazu, dass ich seit Wochen Ausschau nach großen Steinen halte. Steine, wie sie in der Natur herumliegen, die zum Teil bemoost und von Flechten überzogen sind. Sie liegen nicht einfach auf dem Boden auf, sondern sind integriert, ragen eher aus diesem hervor und geben der Fläche Struktur.

Inselartiger Boden

Dasselbe gilt für altes Holz. Die Ruhe, welche ein angemodertes Stück Holz ausstrahlt, sucht ihresgleichen. Besonders entzückend sind Wurzelstöcke mit ihrer extrem konturierten Oberfläche. Für ein schönes Stück Garten verteilt man am besten noch vor dem Einsetzen der Pflanzen unterschiedlich große Steine und Felsen auf der zu begrünenden Fläche. Man kann die Steine ein wenig eingraben oder anhäufeln, auf jeden Fall sollen sie eher aus dem Boden herausragen, als diesem aufliegen. Bei einem alten Ast kommt sehr schön, wenn ein Teil über dem Boden schwebt und sich dort vergabelt. Rund um diese strukturierte Oberfläche setzt man dann seine Pflanzen ein, achtet auf ausreichend Höhe, damit Holz und Felsen schön umspielt werden.

Entscheidend ist, dass der Boden selbst verschwindet und nur inselartig zutagetritt. Mit der Umsetzung darf man nicht zu lange zuwarten, denn Moose, Flechten und diverse Verwitterungszustände brauchen ihre Zeit, um dem Gesamtbild die notwendige Patina zu verleihen. Inspiration und Improvisation, Zulassen von Eigendynamik und Loslassen-Können sowie der Verzicht auf allzu strikte Planung sind die besten Voraussetzungen für Natur im Garten.