Ein beschaulicher Gastgarten in einer biedermeierlichen Gasse.

Foto: M. Corti

Dazu eine Küche, die von wunderbaren Gewürzkombinationen lebt.

Foto: M. Corti

In der Stuckgasse sieht der siebente Bezirk ziemlich exakt so aus, wie man sich das als urbaner Bobo ausmalen möchte: eine verträumte Biedermeier-Wohnstraße mit altem Kopfsteinpflaster, in der die Bewohner mittels allerhand Stauden und sonstigem Topfgepflanze sich das nötige Grün samt Verkehrsberuhigung in Eigenregie besorgen und es auch sonst familiär und beschaulich zugeht.

Dass da seit ein paar Monaten ein iranisch-österreichisches Freundschaftsprojekt in Form eines Restaurants eingezogen ist, passt also bestens - gerade beim Essen lässt sich gelebte Multikultur bekanntlich ganz spannungsfrei inszenieren.

Kamelspritzer

Derzeit bildet der Schanigarten mit seinen Sonnenschirmen und den duftenden Kräutertöpfen das Herz des "Hirsch & Kamel" von Austro-Perser Alireza Starkl. Das Gastzimmer schaut mit allerhand Teppichen und offenem Kamin aber gut aus. Starkl ist angetreten, die Vorzüge der Küchen seiner Heimaten zu verbinden. Das mag gefährlich klingen, funktioniert über weite Strecken aber erstaunlich gut.

Neben Kaiserspritzer (mit Hollersirup) bietet die Karte etwa auch eine nicht ganz geschmackssicher als Kamelspritzer bezeichnete Variante mit Safransirup, an die man sich erst gewöhnen muss, dann aber durchaus erfrischend schmeckt. Weinblätter werden nicht nur mit faschiertem Lamm und Reis, sondern auch mit Spargel gefüllt und mit Limetten-Kreuzkümmeljoghurt serviert: köstlich, wenn auch kühlschrankkalt serviert. Bärlauch-Linsenküchlein erweisen sich als salzige Cupcakes auf Vogerlsalat, die, wie alles hier, gut gewürzt sind und mit Dörrmarillen und Joghurt kombiniert werden.

Duftwolke aus Zimt, Nelken und Safran

Die rote Linsensuppe mit Chili erweist sich, siehe Bild, als tiefgelb, was dem guten Geschmack aber keineswegs abträglich ist. Melanzani, gefüllt mit Linsensafranreis, Pinienkernen, Jungzwiebeln, Rosinen und überbacken mit Mostviertler Schafmischkäse, hüllt den ganzen Tisch in eine Duftwolke aus Zimt, Nelken, Safran, Kreuzkümmel und Granatapfelmelasse - wunderbar.

Beim dezidiert fleischlichen Angebot erweist sich der Koch hingegen als nicht ganz so sicher: Schweinsmedaillons mit Spargel-Walnussragout und Fruchtchutney sind zwar gut gewürzt, aber zu lange und zäh gebraten. Auch bei den Lammkotelettes erweisen sich die Beilagen - eine knusprige, safransatte Reistorte und köstliche Dattel-Rotweinsauce als lohnender als das vergleichsweise achtlos niedergebratene Fleisch. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 25.5.2012)