Wie Vidos und Tonbänder zeigen, soll sich George Zimmerman, Mitglied einer Nachbarschaftswache in der US-Kleinstadt Sanford (US-Bundesstaat Florida) und mutmaßlicher Todesschütze des afroamerikanischen Jugendlichen Trayvon Martin, schon vor dem Vorfall wiederholt in die Arbeit der örtlichen Polizei "eingemischt" haben. Angesichts der veröffentlichten Dokumente stellen US-Medien die Frage, ob Zimmerman bevorzugt behandelt wurde, weil er die Polizisten gut kannte.
Zimmerman war am 26. Februar nach dem Tod Martins vorübergehendend festgenommen, aber danach wieder freigelassen worden. Als Grund wurde ein Notwehrgesetz angegeben, das den Bürgern in Florida das Recht zu schießen einräumt, wenn sie sich ernsthaft bedroht fühlen.
Zimmerman auf Polizeistreife
Der "Miami Herald" stellte eine Tonaufnahme zur Verfügung, in der eine Rede Zimmermans auf einem Bürgertreffen im Jänner 2011 zu hören ist. Er kritisiert darin die Sanforder Beamten als faul: "Ich hatte mehrmals die Möglichkeit, mit den Polizisten auf Streife zu gehen. Was ich gesehen habe, war grauenvoll. Der Beamte zeigte mir seine Lieblingsverstecke für den Mittagsschlaf. Er erklärte mir auch, dass er kein Gewehr im Wagen mit sich führt, weil das so viel Papierkram bedeute."
Auf Besuch im Revier
Ein weiteres Video zeigt Zimmerman, wie er drei Tage nach Martins Tod ohne Begleitung auf der Dienststelle der Polizei von Sanford herumgeht. "Das unterstreicht, dass die Leute auf der Wache mit ihm vertraut waren", sagte Anwalt Benjamin Crump, der Martins Familie vertritt, gegenüber der "Huffington Post".
Aufgrund der genannten Vorwürfen würden sich Zweifel an der Darstellung der Sanforder Polizei ergeben. Diese hatte wiederholt, auch gegenüber dem TV-Sender ABC, gesagt, Zimmerman habe keinen Kontakt und keine Beziehung zur Polizei gehabt.
Karriere als Polizist geplant
Zimmerman war seit 2004 in einer Nachbarschaftswache aktiv. Seit 2009 trug er auch eine Schusswaffe. Er besuchte außerdem Kurse in Strafjustiz am Semiole State College und bemühte sich um eine Polizeikarriere. In einem E-Mail vom März 2010 bat er die Polizeidirektion, in einer Streife mitfahren zu dürfen. Die Mitfahrt wurde damals von der Polizeiabteilung genehmigt.
Einer Karriere als Polizist seien aber mehrere Konflikte mit der Exekutive im Weg gestanden. Im Juli 2005 war Zimmerman wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen, weil er mit einem Polizisten gerangelt hatte, der einen minderjährigen Freund Zimmermans wegen Alkoholgenusses kontrolliert hatte. Die Strafe konnte er mit einem Aggressionstraining abwenden, wie Reuters berichtete.
Im gleichen Jahr erwirkte Zimmermans Partnerin eine einstweilige Verfügung wegen häuslicher Gewalt gegen ihn. Allerdings stellte Zimmerman auch einen solchen Antrag, der ebenfalls bewilligt wurde. (mvu, derStandard.at, 25.5.2012)