Öl aus österreichischen Kernen steckt in weniger als der Hälfte aller untersuchten Flaschen.

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Mit Kürbiskernöl verbinden viele Österreicher eine heimische oder steirische Qualität. Ein Blick auf die Etiketten vermittelt Regionalität, Naturbelassenheit, Reinheit und höchste Qualität der Rohstoffe. Woher die Kerne für das Öl tatsächlich stammen, ist auf kaum einer Flasche zu finden. Ganz so stimmig wie auf den Etiketten vermittelt ist der Inhalt der Flaschen jedenfalls nicht, zeigen Untersuchungen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI).

"Mehr als die Hälfte der Öle kommen aus dem Ausland", sagte Lebensmittelchemiker Franz Floss, Geschäftsführer des VKI, bei einer Pressekonferenz in Wien. Nur elf der 30 getesteten Kürbiskernöle stammen mit Sicherheit aus Österreich. Bei zwei Ölen wird eine österreichische Herkunft vermutet, bei den restlichen 17 Produkten stammen die Kürbiskerne entweder vollständig oder teilweise aus dem Ausland - oft aus China oder Russland - oder lässt sich die Herkunft nicht bestimmen.

Geschützte geografische Angabe

Bei den elf eindeutig österreichischen Erzeugnissen handelt es sich zumeist um Öle mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.-Öle), die als "Steirisches Kürbiskernöl" gekennzeichnet werden dürfen. Diese Bezeichnung darf laut EU-Verordnung nur verwendet werden, wenn die Kerne für das Öl vom steirischen Ölkürbis stammen, zudem sind nur bestimmte Anbaugebiete zugelassen; außer in der Steiermark dürfen die Kürbisse auch im Südburgenland und in Teilen Niederösterreichs wachsen.

Vorgeschrieben ist auch, wo gepresst werden darf und mit welchem Verfahren. "Für einen bitteren Nachgeschmack sorgt, dass eine g.g.A.-Auslobung offenbar keine Garantie dafür ist, dass ausschließlich österreichische Kürbiskerne verarbeitet werden", kritisiert Floss. Denn bei drei g.g.A-Ölen war die Herkunft nicht eindeutig belegbar: bei der Billa-Eigenmarke, Echt Bio (Penny) und Pelzmann. In einer Reaktion versicherten der REWE-Konzern und Pelzmann jedoch die österreichische Herkunft der Kürbiskerne.

Die Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A erklärte in einer Reaktion auf die Testergebnisse, dass in der Vereinigung "kein Platz für schwarze Schafe" sei. Eine Ölmühle soll laut dem VKI ausländische Kerne für die Herstellung von steirischem Kürbiskernöl verwendet haben. Man werde diesem Verdacht nachgehen, eine Sonderprüfung veranlassen und dann das Ergebnis veröffentlichen. "Sollte sich der Verdacht tatsächlich erhärten, drohen dem verantwortlichen Betrieb Sanktionen, die im äußersten Fall zum Ausschluss aus der Gemeinschaft führen. "Denn für schwarze Schafe hat die Gemeinschaft, die aus 2.500 ehrlich arbeitenden Kübiskern- und Kürbiskernöl-Produzenten sowie 30 Ölmühlen besteht, keinen Platz", sagte Obmann Franz Labugger.

"Fingerabdruck"-Methode und Pestizidnachweis

Die Montanuniversität Leoben bestimmte die Herkunft der Öle mit einer von ihr entwickelten Analysemethode für Seltene Erden. Anhand des "Fingerabdrucks" von Elementspuren, die vom Boden in die Kürbispflanze und schließlich ins Kürbiskernöl gelangen, kann die Herkunft festgestellt werden. Mit dieser Methode lässt sich derzeit zwischen Kernöl aus Österreich, China, Russland sowie dem restlichen Ausland unterschieden. Weitere Referenzwerte, die eine genauere Bestimmung für andere Länder möglich machen, fehlen noch.

Eine zusätzliche Untersuchung auf Pestizidrückstände, durchgeführt von einem Speziallabor in der Steiermark, lieferte weitere Indizien. Bestimmte Pestizide sind in Österreich nicht zugelassen, finden aber häufig in anderen Ländern Einsatz. Höchstwertüberschreitungen in puncto Pflanzenschutzmittel wurden aber in keinem der getesteten Öle gefunden. Erzeugnisse aus ausländischen oder rein chinesischen Kernen liegen bei der Schadstoffbelastung jedoch deutlich höher als die österreichischen.

Preis und Herkunft

Preislich befinden sich die getesteten Öle zwischen zwölf und 62 Euro pro Liter. Die günstigsten sind Kerngold von Hofer und S Budget von Interspar - beide laut VKI mit hoher Wahrscheinlichkeit aus chinesischen Kernen.

Das mit 62 Euro pro Liter teuerste Öl im Test, das mit der Beschriftung "1. Pressung in Österreich" eine heimische Herkunft suggeriert, ist ebenfalls aus ausländischen Kernen hergestellt. Denn wenn Österreich auf dem Etikett steht, heißt das noch lange nicht, dass auch heimische Kürbiskerne verarbeitet wurden - lediglich ein Teil der Wertschöpfung muss in Österreich geschehen. Außer bei den g.g.A.-Ölen dürfen die Hersteller über die Herkunft der Rohware schweigen.

Die "steirischen Chinakernöle" sind überwiegend im günstigsten Preissektor angesiedelt und um zwölf bis 20 Euro pro Liter erhältlich. Die Erzeugnisse aus dem restlichen Ausland und ausländisch-österreichische Mischungen bewegen sich zwischen 17 und 44 Euro, Ausreißer nach oben ist das Rapunzel-Kürbiskernöl.

Die österreichischen Produkte sind zwischen 20 und 40 Euro erhältlich. "Ein hoher Preis ist nicht automatisch ein Indikator für österreichische Herkunft, aber ein zu günstiges Öl deutet meist auf das Herkunftsland China hin", sagte VKI-Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck. Die günstigsten österreichischen Öle, erhältlich in größeren Supermärkten, sind "Iss echt steirisch" bei Hofer (19,98 Euro/Liter), Weinhandl bei Billa und Merkur (23,98 Euro), Steirerkraft bei Adeg, Gourmet-Spar und Interspar (25,32 Euro) sowie Birnstingl bei Interspar (25,96 Euro).

Dunkel, zähflüssig, nussig

In der Laienverkostung setzten sich mit einer Ausnahme die österreichischen Erzeugnisse durch: 14 wurden mit "Gut" bewertet, zehn davon stammen aus Österreich. An der Spitze lagen hier Steirerkraft vor Birnstingl, Hamlitsch und Weinhandl. Am anderen Ende der Skala rangieren Pelzmann 100 % Pur und Delikatessa. "Echt steirisches Kürbiskernöl erkennt man am ehesten noch daran, dass es dunkel und zähflüssig ist und angenehm nussig schmeckt. Ausländische Öle sind oft bräunlich, dünnflüssig und die nussige Note fehlt", so Beck. Floss rät Kunden, sich nicht allein auf die Aufmachung und Werbung zu verlassen, denn diese sei nur allzu oft "kreativ" gestaltet und führe in die Irre. (Ursula Schersch, derStandard.at, 24.5.2012)