Jetzt stehen sie da und starren ungläubig auf den Scherbenhaufen, den sie selbst angerichtet haben. Das politische Patt in Griechenland hat die Spitzen der Eurozone ziemlich vorgeführt. Die Währungsunion stopft seit gut zwei Jahren das griechische Budgetloch, das erst auf 15 Milliarden geschätzt wurde und dann doch recht schnell die dreistellige Milliardenschwelle überschritten hat. Rechnet man die Risiken im Eurozahlungssystem hinzu, droht Europa ein Abschreibungsbedarf von 300 Milliarden Euro. Auf Österreich umgerechnet entspricht das knapp neun Milliarden Euro - mehr als die kompletten Personalausgaben des Bundes oder die Zinszahlungen. Da bleibt den Verantwortlichen nicht mehr viel übrig, als Griechenland um den Verbleib in der Währungsunion zu bitten.

Die Position Athens ist besser denn je. Es ist quasi "too big to fail" geworden, zumindest aus Sicht der Steuerzahler. Nach dem Schuldenschnitt überwiegen die öffentlichen Gläubiger deutlich. Und die Politiker müssten den Bürgern erklären, dass das "gute Geschäft" mit den Hilfskrediten leider zum Totalverlust wurde. Daher wird munter weitergezahlt. Trotz der Unsicherheit seit dem Wahlausgang floss eine Tranche an Griechenland, päppelt der Rettungsfonds die Hellas-Banken auf. Alternative gibt es auch nach dem nächsten Urnengang keine, selbst wenn Athen den Sparkurs verlassen sollte. Mit den Blankoschecks hat sich die Eurozone ausgeliefert. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 25.5.2012)