In St. Pölten kam es am Freitag zu einer Bluttat in einer Volksschule. Ein Vater schoss seinem Sohn, nachdem er diesen aus der Klasse geholt hatte, in der Garderobe der Schule in den Kopf und richtete sich nach seiner anfänglichen Flucht selbst.

Foto: Paul Plutsch

St. Pölten - Schreckliche Bluttat in einer Volksschule in St. Pölten am frühen Freitagvormittag: Ein 37-jähriger Mann schoss seinem achtjährigen Sohn mit einer Pistole in den Kopf und flüchtete. Der Bub wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital gebracht und dort notoperiert. Der Vater wurde etwa eine Stunde später in seinem verunfallten Wagen auf einem Feldweg im Stadtteil Ratzersdorf gefunden. Er hatte sich mit einem Schuss in den Kopf selbst getötet.

Nach bisherigem Informationsstand war der Mann gegen 8.30 Uhr in die Volksschule gekommen, die sein Sohn und seine Tochter besuchen. Der 37-jährige Vater hatte Freitag früh nicht nur seinen achtjährigen Sohn, sondern auch die siebenjährige Tochter unter dem Vorwand, etwas besprechen zu müssen, aus der Klasse geholt, sagte ein Polizeisprecher am Freitagnachmittag. Kurze Zeit später habe die Klassenlehrerin den Buben blutüberströmt gefunden, das Mädchen sei an einem anderen Ort im Gebäude gewesen. Ob sie die Tat mitansehen musste, war nach wie vor unklar. Der Vater der Kinder sei schon weg gewesen, als der Bub gefunden wurde. Das Mädchen ist aber unverletzt. Nach einer Notoperation wurde der Achtjährige in der Intensivstation des LKH St. Pölten weiter betreut. Der Bub befand sich Freitagnachmittag in einem kritischen Zustand.

Einsatzkräfte der Rettung zufällig vor Ort

Zum Zeitpunkt der Tat hielten sich zufällig vier Einsatzkräfte der Rettung in der Schule auf - sie waren gekommen, um vor den Kindern über ihre Arbeit zu sprechen. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass bereits eine halbe Minute nach dem Angriff auf den Buben professionelle Hilfe zur Stelle war, ehe der Notarzt nach fünf Minuten eintraf und mit der künstlichen Beatmung des Buben begonnen wurde. Schon als die Rettungsleute ihn fanden, war er nicht mehr ansprechbar. Für die Helfer war die Situation nicht einfach - im ersten Moment war nicht klar, ob sich der Mann noch in der Schule aufhielt und womöglich bereit war, auch auf andere Menschen zu schießen.

Mann war polizeibekannt

Der Mann war wegen häuslicher Gewalt polizeibekannt. Nach einer entsprechenden Amtshandlung vor wenigen Tagen sei der Mann mit einem Rückkehrverbot in die Wohnung seiner Familie belegt worden, sagte Oberstleutnant Alfred Schüller vom Landeskriminalamt.

Lokalisierung durch Handy-Ortung

Nachdem klar war, dass der 37-Jährige geflüchtet war, löste die Polizei eine Großfahndung aus, da befürchtet wurde, dass der Mann auch seiner Frau etwas antun könnte. Als er schließlich gefunden wurde, war er bereits tot. Lokalisiert wurde er laut Hermann Helm, Präsident des Landesschulrats, durch Handy-Ortung. Die Schulbehörde hat nach der Tat Mitarbeiter der Krisenintervention und alle verfügbaren Schulpsychologen - rund ein Dutzend Fachleute - in die achtklassige Volksschule geschickt, um die Kinder zu betreuen.

Das Auto des Mannes lag auf dem Dach, als es die Beamten fanden. Die Leiche befand sich im Inneren. Ob der Mann einen Unfall verursachte und sich dann erschoss oder während der Fahrt Selbstmord beging und sich das Auto dann überschlug, war zunächst noch nicht klar. Bei der Tat verwendete der 37-Jährige dem Polizeisprecher zufolge eine Pistole, Kaliber 9 mm. Eine Nummer konnten die Ermittler bis dato nicht finden, es ist daher noch unklar, ob es sich um eine legale Waffe handelte. (APA/red, derStandard.at, 25.5.2012)