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Tragödie oder einfach sauspannend: Der von Frank Lampard abgefeuerte Penalty schlägt im CL-Finale im Tor von Bayern München ein.

Foto: dapd

Budapest - FIFA-Präsident Joseph Blatter äußerte sich auf dem 62. Kongress des Fußball-Weltverbandes in Budapest kritisch zu der Praxis, unentschiedene Matches durch Elfmeterschießen einem Ende zuzuführen. "Fußball kann zu einer Tragödie werden, wenn es ins Elfmeterschießen geht."

"Fußball ist eine Mannschaftssportart, aber wenn er in Situationen eins gegen eins geht, geht sein Charakter verloren", sagte der 76-Jährige in seiner Ansprache. Erst am vergangenen Samstag hatte der FC Chelsea im Elfmeterschießen gegen Bayern München beim Endspiel in München die Champions League gewonnen.

Blatter forderte Franz Beckenbauer, den Vorsitzenden der FIFA-Fußball-Kommission (weitere Mitglieder unter anderen: Pelé, Gheorghe Hagi und Fernando Hierro), auf, Lösungsansätze zu präsentieren. Blatter: "Vielleicht kann er uns mit seiner Fußball-2014-Gruppe eine Lösung zeigen, vielleicht nicht heute, aber in der Zukunft." Vom Kaiser war vorerst keine Stellungnahme zu bekommen. 

Reformprogramm angenommen

Das von Blatter vorgelegte Erneuerungsprogramm für die FIFA wurde in Budapest mit überwältigender Mehrheit (96 Prozent Zustimmung) abgesegnet. Gleiches gilt für die längst überfällige weltweite Spielerversicherung, die den Klubs als Arbeitgebern im Fall von Verletzungen der Profis in internationalen Spielen zugutekommen soll. Satte 75 Millionen US-Dollar lässt sich die FIFA die Versicherung für den Zeitraum von 1. September 2012 bis 14. Dezember 2014 kosten. Für den Weltverband ist es kein Problem, diese Summe aufzubringen. Schließlich belaufen sich die Rücklagen mittlerweile auf 1,293 Milliarden US-Dollar.

Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger leistete als Chef der Statutenrevisions-Kommission einen maßgeblichen Beitrag zum Reformkurs Blatters. Dazu gehört unter anderem die Neuerung, dass künftig bei WM-Vergaben nicht mehr das Exekutivkomitee, sondern der Kongress die Entscheidung fällt. Die umstrittenen WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatten die FIFA im Dezember 2010 in die Bredouille gebracht.

Begrenzung der Amtszeit

Zwanziger ist dabei durchaus gewillt, auch in Zukunft selbst unpopuläre Entscheidungen durchzusetzen. So ist die Einführung einer Altersgrenze von 72 Jahren auf den Weg gebracht, FIFA-Präsidenten sollen zudem künftig nur noch für maximal zwei Amtszeiten (je vier Jahre) gewählt werden dürfen. Blatter befindet sich derzeit in seiner vierten Amtszeit.

Auch die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) sollen sich "für die moderne Zeit öffnen", so Zwanziger. Bislang kann die Beckenbauer-Kommission lediglich Vorschläge unterbreiten, hat aber selbst keinen Einfluss. (Reuters/sid/red, derStandard.at, 25.5.2012)