Wien - "Wir wollten halt Jazz spielen, mit unserem Vermögen und unserer Philosophie. Dass der irgendwie 'free' war, hat sich erst später herausgestellt."

So äußerte sich Walter Malli einmal zu den Anfängen jener Gruppe, mit der er bekannt werden sollte: Als Schlagzeuger und Sopransaxofonist der von 1964 bis 1975 bestehenden Formation Masters of Unorthodox Jazz wie auch der parallel aktiven Reform Art Unit hielt er in Wien früh die Fahne des Avantgarde-Jazz hoch, um sich in diversen Skandalkonzerten genussvoll am konservativen Establishment zu reiben.

Malli wurde 1940 in Graz geboren. Ab 1956 war er in Wien beheimatet und studierte bei Albert Paris Gütersloh und Carl Unger. Aus seinem Werk als bildender Künstler galten die Tuschfeder-"Stadtlandschaften" als sein Markenzeichen, das waren mit filigranem Strich gezeichnete Szenerien mit buckelnden Straßenzügen und wankenden Gebäuden.

Musikalisch trat Malli, ein passionierter Karl-Valentin-Fan und Proponent des "Weltsteirertums", Ende der 1980er-Jahre mit kauzigen, klangfarblich hochdifferenzierten Wienerlied-Neudeutungen wie auch als Sideman von Chrono Pop und Hans Hollers Projekt HipHop Finger in Erscheinung. Seit Jahren gesundheitlich angeschlagen, starb Walter Malli am Freitag im Alter von 71 Jahren im Schlaf. Die Wiener Musikszene verliert damit eines ihrer schillerndsten Originale. (felb, DER STANDARD, 26./27./28.5.2012)