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Carl Djerassizählt zu den bedeutendsten Wissenschaftern unserer Zeit. Am 5. Juni wird er von der Uni Wien mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet.

Foto: AP/Joerg Sarbach

Wien - Die Universität Wien zeichnet den Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi mit einem Ehrendoktorat aus. Der Erfinder der Anitbabypille - Djerassi bezeichnete sich in seiner Autobiografie als "Mutter der Pille" - "zählt zu den bedeutendsten und vielseitigsten Forscherpersönlichkeiten unserer Zeit", erklärte der Rektor der Uni Wien, Heinz Engl, am Dienstag in einer Aussendung. Bei der Verleihung am 5. Juni wird auch Bundeskanzler Werner Faymann sprechen.

Am 29. Oktober 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren, musste Djerassi 1938 seine Heimat aus Angst vor den Nationalsozialisten verlassen und emigrierte über London in die USA. Nach dem Chemiestudium startete er seine wissenschaftliche Karriere, 1959 wurde Djerassi Professor an der Stanford University. Weltweiten Ruhm brachten ihm zwei Entdeckungen ein: die Synthetisierung des Hormons Cortison, wodurch dessen Massenproduktion möglich wurde, und 1951 die Synthetisierung des Schwangerschaftshormons Gestagen, die Basis für die Antibabypille.

Zweite Laufbahn als Schriftsteller

Im Alter von 60 Jahren begann Djerassi seine literarische Laufbahn. In bisher fünf Romanen und zahlreichen Dramen hat er sich vor allem der Integration von Wissenschaft in Literatur und Theater gewidmet. Auch als Kunstsammler hat sich Djerassi einen Namen gemacht, er gilt als Experte für Paul Klee. Seine Stiftung "Djerassi Resident Artists Program" in Woodside (US-Bundesstaat Kalifornien) hat mehr als 2.000 Künstler gefördert.

Seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Weg bezeichnet Djerassi als "polygam". Für den Mathematiker Karl Sigmund, der bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde die Laudatio halten wird, zählt er "nicht nur als Wissenschafter, sondern auch als Schriftsteller und Kunstsammler zu den erfolgreichsten seiner Zunft", der als Erfinder der Pille "die Entwicklung unserer Gesellschaft historisch beeinflusst hat".

Djerassi hat rund 1.200 wissenschaftliche Arbeiten und sieben Monographien produziert. Er erhielt den ersten Wolf-Preis in Chemie und wurde in den USA in die "National Inventors Hall of Fame" aufgenommen. Ihm wurden mittlerweile 26 Ehrendoktorate und eine Vielzahl internationaler Ehrungen zuteil, darunter 1999 das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst", 2002 das "Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich" sowie die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold" und 2008 das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich".

Im Rahmen der Ehrung wird Djerassi zusammen mit der Schauspielerin und Regisseurin Isabella Gregor eine szenische Lesung aus seinem Stück "Insufficiency/Killerblumen" halten. (APA, 29.5.2012)