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Wissenschafter der Universität Innsbruck haben den Ausgang der kommenden Fußball-Europameisterschaft "errechnet". Die Forscher rund um Achim Zeileis prognostizieren, dass Spanien mit einer Wahrscheinlichkeit von 25,8 Prozent Europameister wird und im Finale Deutschland besiegt. Das für dieses Ergebnis verwendete statistische Modell basiert auf Buchmacherquoten und hatte bereits 2008 das EM-Finale und 2010 den Weltmeister Spanien richtig vorhergesagt.

Vom offiziellen FIFA-Rating bis zur astrologischen Vorhersage - vor dem Anpfiff zur EM 2012 gibt es schier endlos viele Einschätzungen zum Ausgang der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft. Ein statistisches Modell, das sich bei der Prognose der Ergebnisse in den letzten Jahren jedoch besonders bewährt hat, ist das sogenannte Buchmacher-Konsensus-Modell von Achim Zeileis, Universitätsprofessor für Statistik an der Universität Innsbruck, und seinen Kollegen von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Ihr Modell kam auch in ihrer jüngsten Studie zur EM 2012 wieder zur Anwendung.

Das Wissenschafterteam greift darin auf die Quoten von 23 Online-Wettanbietern (Buchmachern) zurück, die kombiniert mit komplexen statistischen Rechenmodellen eine Simulation aller möglichen Spielvarianten und Ergebnisse zulassen.

Andere Mannschaften mit wesentlich geringeren Chancen

Die höchsten Chancen auf einen Sieg haben laut Zeileis und Kollegen einmal mehr Spanien (25,8 Prozent) und knapp dahinter Deutschland (22,2 Prozent), die - aller rechnerischen Voraussicht nach - wie 2008 im Finale gegeneinander antreten werden. In den Berechnungen der Wissenschafter zeigt sich aber auch ein großer Unterschied zu vergangenen Fußballmeisterschaften: Die Chancen der anderen Mannschaften auf den Meistertitel liegen weit unter jenen der beiden Favoriten. So gewinnen die Niederländer nur mit einer Chance von 11,3 Prozent und sind die wahrscheinlichsten Kandidaten für den dritten Platz, gefolgt von den Engländern, die nur zu acht Prozent Europameister werden.

Buchmacher setzen ihre Quoten basierend auf möglichst wahrscheinlichen Ergebnissen fest. Als Experten berücksichtigen sie nicht nur historische Daten, sondern auch kurzfristige Ereignisse wie zum Beispiel Verletzungen. "Da die Quoten so definiert werden, dass sie einerseits den tatsächlichen Ergebnissen möglichst nahe kommen und andererseits auch dem Buchmacher seinen Gewinn sichern, sind sie eine hervorragende Basis", erklärt Zeileis die Basis des von ihm, Christoph Leitner und Kurt Hornik (beide WU Wien) entworfenen Modells. "Allerdings müssen diese Quoten zunächst um die Aufschläge der Buchmacher bereinigt werden. Dann können wir daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten."

Dennoch spannend bis zum Schluss

In einem weiteren Schritt werden die Gewinnwahrscheinlichkeiten der gegeneinander antretenden Teams ermittelt. "Der Spielplan stand zum Zeitpunkt, zu dem die Buchmacher ihre Quoten festgesetzt haben, bereits fest, deshalb müssen auch die Chancen der einzelnen Teams in der jeweiligen Gruppe berücksichtigt werden werden", sagt Zeileis. Das können die Wissenschafter anhand eines klassischen statistischen Verfahrens für paarweise Vergleiche. Kombiniert mit den Buchmachererwartungen können die paarweisen Gewinnchancen in ein Rechenmodell einfließen, mit dessen Hilfe jede mögliche Spielvariante am Computer simuliert werden kann. "Unser Modell hat im Vergleich zu allen anderen den Vorteil, dass es sowohl Gewinn- als auch 'Überlebenschancen' für die einzelnen Mannschaften liefert", erläutert Zeileis. "Von einer 100 Prozent sicheren Prognose sind wir aber weit entfernt", ergänzt er. Es bleibt also doch spannend bis zum Finale am 1. Juli in Kiew. (red, derStandard.at, 29.5.2012)