Nintendos Wii U wird im Rampenlicht der E3 stehen.

Foto: Zsolt Wilhelm

Die Electronic Entertainment Expo (E3) steht vor der Tür. Die wichtigste Videospielmesse des Jahres öffnet am 4. Juni ihre Pforten, um einen Ausblick auf die jüngsten Werke und Entwicklungen der Branche zu geben. Den Auftakt machen die Konsolenhersteller Microsoft und Sony am Montag, Nintendo folgt am Dienstag. Bereits bekannt ist, dass es außer der Wii U keine neuen Konsolen zu sehen geben wird. Dennoch versprechen die Vorberichte und Ankündigungen der Spielehersteller zahlreiche interessante News. Der GameStandard wird eine Woche lang vor Ort sein und berichten. Anbei eine Vorschau auf die erwarteten Highlights.

Nintendo

Keine Überraschung, aber dennoch das vermeintliche Highlight vorweg: Nintendo wird die finale Version der Wii U präsentieren, Einblicke in die Spezifikationen geben, den überarbeiteten Tablet-Controller vorstellen und das Spiele-Line-up präsentieren. Bereits im Vorfeld bestätigte der Konzern, dass man nichts zum Preis und dem endgültigen Starttermin verraten wird. Diese Infos dürften im Anschluss an die E3 bei einem eigenen Event in London folgen.

Im Fokus werden die Games stehen. Nach der mangelhaften Dritthersteller-Unterstützung der Wii muss "Big N" beweisen, dass die für Herbst/Winter 2012 erwartete Wii U eine Plattform für alle Zielgruppen ist. Die mit Casual-Games vergraulte, aber für einen Konsolenstart wichtige Kernspielerschaft soll einerseits mit den großen Eigenmarken wie "Super Mario" und andererseits mit Multiplattform-Spielen zurückgeholt werden. Aufgrund der technischen Ähnlichkeit zu PC und Xbox 360 erwarten Analysten, dass es Nintendo leicht fallen wird, Portierungen großer Weihnachtshits für die Wii U an Land zu ziehen. Bereits bestätigt wurden unter anderem Ubisofts Hits "Assassin's Creed 3" und "Rayman: Legends". Herausstechen sollen die Wii U-Versionen durch erweiterte Funktionen dank Tablet-Controller.

Microsoft

Microsoft wird auf der Seite der Spiele auf zwei Weihnachtshits setzen: "Halo 4" und "Kinect". Das exklusive Games-Portfolio für die Xbox 360 dürfte mit einer einzigen weiteren Fix-Ankündigung, "Forza Motosport Horizon", zwar recht dünn ausfallen, eine Überraschung seitens interner Studios wie Rare sollte dennoch nicht ausgeschlossen werden. Einen Enthüllungstrailer zum Abschluss der Pressekonferenz konnte Microsoft nur selten ausschlagen. Im Zentrum dürften den Erwartungen der Marktbeobachter allerdings die Multimedia-Angebote der Xbox 360 stehen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren setzte der Hersteller viel daran, die Xbox mit Online-Services wie Netflix, Musik-Streaming oder TV-Kooperationen als Medienzentrum zu etablieren. Darauf hin deutet auch ein neuer Deal in den USA, bei dem die Xbox 360 gestützt mit Zweijahresvertrag und Online-Abo verkauft wird. Vor wenigen Tagen erst kündigte Microsoft überdies die Unterstützung von Amazon Instant Video in den USA an. Weiters soll ein neuer Musik-Streaming-Dienst einzug halten Fraglich ist gewiss, welche dieser Dienste ihren Weg nach Europa (ganz zu schweigen von Österreich) schaffen werden. Den Drang ins Zentrum unterstreichen würde ein neuerliches Redesign der Konsole, um sich optisch unauffälliger zwischen Fernseher und Soundsystem zu reihen.

Sony

Sony wird dieses Jahr zwei Ziele verfolgen: Zum einen wird man mit zahlreichen exklusiven Werken wie "God of War: Ascension", Naughty Dogs "The Last of Us" und der nächsten Schöpfung der "Heavy Rain"-Macher unterstreichen, dass die PS3 die Konsole der "Gamer" ist. Zum anderen muss Sony ein Zeichen setzen, dass die gerade erst gestartete Handheld-Konsole PS Vita keine Totgeburt ist. Dagegen sprechen soll ein breites Portfolio an Werken von eigenen Studios und Drittherstellern. Um Nintendos Wii U zu kontern wird zudem die Interoperabilität zwischen PS3 und PS Vita hervorgehoben. Seine Universalität könnte der Konzern mit einer Partnerschaft oder gar einer Übernahme mit einem Games-Streaming-Anbieter beweisen. Gerüchten zufolge ist man in Verhandlungen mit Gaikai oder OnLive.

Aus Konsumentensicht ebenfalls von Interesse ist die Frage, ob PS3 und PS Vita billiger werden. In den vergangenen Jahren hob sich Sony derartige Ankündigungen jedoch für die im August stattfindende gamescom in Köln auf.

Dritthersteller

Aus Studio-Kreisen bekannt ist, dass Nintendo die Bekanntgabe von Projekten für die Wii U vor der E3 strengstens untersagt hat. Demnach darf man zur Messe mit einer Reihe an Neuvorstellungen oder zumindest Portierungen von Spielen für PS3 und Xbox 360 rechnen. 

Neben den bereits bekannten Blockbustern wie "Call of Duty: Black Ops 2" oder "Assassin's Creed 3" sind von den Drittherstellern einige Überraschungen angekündigt worden. Das fängt bei Gameplay-Präsentationen zu Bethesdas "Dishonored" oder zum MMO "The Elder Scrolls Online" an und geht bis zu Fortsetzungen vom Schlage "Hitman: Absolution", "Epic Mickey 2", "Crysis 3", "Medal of Honor: Warfighter", "Dead Space 3", CD Projekts neuem Rollenspiel "Cyberpunk" oder dem Neustart von "Tomb Raider". Vorab lässt sich zu dem verraten, dass unter anderem Lucas Arts ein neues Werk enthüllen wird - und es soll kein "Kinderspiel" sein. Von Ubisoft, so hört man, wird es einen neuen Teil "Splinter Cell" geben und EA wird seinen Premium-Dienst für das "Battlefield"-Universum vorstellen.

Um zwei Enttäuschungen vorwegzunehmen: "Grand Theft Auto 5" und Bungies neues Franchise "Destiny" werden keinen Auftritt auf der E3 haben. Der Traum von einer Großankündigung aus dem Hause Valve besteht hingegen - wie jedes Jahr. Fix ist die Demonstration des Multiplayer-Shooters "Counter-Strike: Global Offensive".

Nächste Generation

Wenngleich Sonys und Microsofts nächste Konsolen dieses Jahr nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden, dürften sie hinter dem Vorhang das Gesprächsthema Nummer eins sein. Beide Konzerne müssen Entwickler an Bord holen und für Projekte für den vermeintlichen Start Ende 2013, Anfang 2014 gewinnen.

Eine der treibenden Kräfte wird Softwareschmiede Epic Games sein. Das Studio ist daran interessiert, auch in der nächsten Generation der führende Anbieter von Entwicklungssoftware für Spiele zu sein. Um Partner zu überzeugen und gleichzeitig die Plattformhersteller zu animieren, "PS4" und "Xbox 720" so leistungsfähig wie möglich auszustatten. Ohne Grafikzauber wird auch die Next-Generation nicht auskommen.

GameStandard vor Ort

Was genau gezeigt wird, erfahren Sie ab Montag hier auf derStandard.at/Games. Wir sind vor Ort und werden sowohl von den großen Pressekonferenzen der Konsolenhersteller berichten, als auch hinter die Kulissen blicken. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 31.5.2012)