Eisenstadt - Die Politik des Burgenlands ist mobil geworden in der letzten Zeit - so sehr, dass sich auch sagen ließe, Landeshauptmann Hans Niessl treibe sich herum in der Weltgeschichte. Nicht nur in den USA, wo ja viele ausgewanderte Burgenländer leben.
Vor kurzem war er in Moskau, vor drei Wochen im slowakischen Trnava und wenig später in Zagreb, wohin es über die kroatische Volksgruppe ja traditionell gute bis herzliche Beziehungen gibt, die sich auch dadurch manifestieren, dass das kroatische Fußballnationalteam ihr EM-Vorbereitungsquartier wieder in Bad Tatzmannsdorf aufgeschlagen hat.
Dass das Burgenland solcherart eine eigene Außenpolitik betreibe, mag der Landeshauptmann nicht behaupten. Was ihm allerdings ein Anliegen sei, ist die Forcierung der interregionalen Kooperationen. Nicht zuletzt deshalb, weil diese einen wesentlichen EU-Förderschwerpunkt bis 2020 bilden.
Solche Kooperationen vorzubereiten, dienten die Besuche in Trnava und Zagreb. In beiden Fällen wurde der SP-Landeshauptmann von einem ansehnlichen Tross begleitet, auch die Wirtschaftskammer war mit ihrem Präsidenten, Peter Nemeth, mit dabei.
Der Ausflug nach Zagreb hatte allerdings nicht nur diesen Hintergrund. Kroatien ist säumig bei der Vorbereitung seines EU-Beitritts im nächsten Jahr, was sich bei den Förderungen nachteilig auswirken kann. Das Burgenland hat dagegen- europaweit beachtet - "seit 1995 keinen Fördercent liegengelassen".
Know-how-Transfer
Kroatien sucht das einschlägige Know-how. Eine kroatische Praktikantin arbeitet schon im Regionalmanagment Burgenland, das alle europäischen Förderungen bündelt. Ihr sollen weitere folgen.
Für Kroatien scheint diese Kooperation besonders wichtig. Am 15. Mai, als die Regierungsspitze in Slowenien die gravierenden bilateralen Probleme besprach, fanden gleich fünf Minister Zeit für die Burgenländer, darunter Vizepremier Radimir Cacic.
Er erklärte, Kroatien werde in den nächsten Jahren 2,5 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energie stecken. So etwas hört Hans Niessl gerne, immerhin "sind wir ab 2013 die erste Region in Europa, die sich zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt". Demnächst wird eine kroatische Delegation Gradisce, das Burgenland also, aus diesem Grund bereisen.
Die guten Beziehungen zur Region Trnava und zu Kroatien kontrastieren mit dem Dahinsiechen der seit den 1990er-Jahren bestehenden EuRegio Westpannonien mit Ungarn. Ein Ersatz dafür ist die tschechisch-slowakisch-ungarisch-österreichische Region Centrope, die 2004 im Schloss Kittsee gegründet wurde. Bei der Arbeitssitzung in Brünn am 21. Mai, ließ Niessl sich vom Soziallandesrat Peter Rezar vertreten.
Im Oktober wird der Landeshauptmann aber sicher dabei sein. Da empfängt er die Centrope-Kollegen bei sich daheim in Pamhagen. Die Losung für dieses Seewinkler Treffen hat er schon ausgegeben: "Jugendbeschäftigung und Ausbildung." Weil: "Nach der Krise wird die gesamte Region einen Aufschwung nehmen. Wir müssen uns jetzt schon darauf vorbereiten." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 30.5.2012)