Linz - Beim geplanten viergleisigen Ausbau der Westbahn zwischen Linz und Wels ist zumindest auf dem Gemeindegebiet von Leonding nichts auf Schiene. Man befürchtet dort durch eine künftig bis zu 40 Meter breite Gleisanlage quer durch das gesamte Gemeindegebiet eine massive Verschlechterung der Lebensqualität und fordert entsprechende Änderungen der ÖBB-Pläne. Unterstützt von mittlerweile zwei Bürgerinitiativen erhöht die Stadt jetzt den Druck auf die ÖBB und das Infrastrukturministerium.
Vor allem will man jetzt die Gunst der Stunde nutzen: Aktuell läuft beim Verkehrsministerium eine Umweltverträglichkeitsprüfung zum ÖBB-Bauvorhaben Umbau Linz Hauptbahnhof Westseite bis zur Abzweigung Pyhrnbahn (Untergaumberg). Ab heute, Mittwoch, ist für zwei Tage im Rahmen der UVP eine mündliche Verhandlung anberaumt. Von Leondinger Seite hat man sich entsprechend gerüstet und plant die Ergebnisse von unabhängigen Expertenprüfungen zu strittigen Punkten in die Verhandlung einzubringen.
Kein Lärm in ÖBB-Unterlagen
Konkret gibt etwa der Schweizer Eisenbahnsachverständige Gerhard Abgottspon in seiner Projektanalyse zu bedenken, dass "die Kapazitätserhöhung des Linzer Bahnhofs zu einer noch stärkeren Verlagerung des lärmintensiven Güterzugverkehrs in die Nachtstunden führen wird". Dieser Effekt sei in den Unterlagen der ÖBB nicht berücksichtigt, kritisiert Leondings Bürgermeister Walter Brunner (SPÖ).
Der Salzburger Umweltmediziner Gerd Oberfeld warnt im Rahmen einer Auswertung der Projektdaten hinsichtlich der elektromagnetischen Felder, dass der in UVP-Verfahren über Starkstromleitungen herangezogene Vorsorgewert in benachbarten Wohngebäuden um mehr als das Dreifache überschritten werde.
"Bahnfreundliche" Grenzen
Befürchtet wird von Kritikerseite auch, dass die von der Behörde derzeit angestellte lärmtechnische Beurteilung mit "besonders bahnfreundlichen" Grenzwerten - insbesondere dem "Schienenbonus" - operiere. "Diese Werte sind längst anpassungsbedürftig", kritisiert Brunner.
Man sei aber nicht generell gegen einen Ausbau der Westbahn-Trasse. Brunner: "Wir wollen nichts verhindern, die Bahnstrecke ist von internationaler Bedeutung. Wir wollen nur den bestmöglichen Lärmschutz - einfach drüberfahren geht nicht."
Was man vonseiten der ÖBB auch dementiert. "Wir befinden uns in einem laufenden Verfahren, jetzt werden zwei Tage alle relevanten Punkte, wie eben auch Lärmschutzmaßnahmen, behandelt", stellt ÖBB-Sprecher Christopher Seif auf STANDARD-Anfrage klar. Unter Berücksichtigung aller Gutachten werde es einen UVP-Bescheid der Behörden geben, der maßgeblich für Projektgenehmigung und -ausführung sein wird. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 30.5.2012)