Sarajevo - Im Fall jener jungen Frau aus Deutschland, die in Bosnien jahrelang als Sklavin gehalten und misshandelt worden sein soll, führt eine Spur nun auch nach Österreich: Die Ermittler haben laut Medienberichten Rechtshilfegesuche an Österreich und Deutschland gerichtet. Die Mutter des Opfers soll sich wiederholt in Tirol aufgehalten und dort als Putzfrau gearbeitet haben.

Was genau die bosnischen Behörden von ihren österreichischen Kollegen wissen wollen, war vorerst nicht bekannt: Das Ansuchen war am Dienstag noch nicht im Justizministerium eingetroffen, wie eine Sprecherin zur Austria Presse Agentur sagte.

Das Opfer soll 2005 im Alter von elf Jahren erstmals nach Bosnien gekommen sein. Ihre Mutter soll damals eine Scheinehe mit einem Bosnier eingegangen sein, um diesem eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland zu verschaffen. Der Mann war zu dem Zeitpunkt in Bosnien allerdings bereits verheiratet.

Fall nach Anzeige aufgeflogen

Ab ihrem 15. Lebensjahr soll die junge Frau regelmäßig von mehreren Familienmitgliedern ihres Stiefvaters gequält worden sein. Ein Bruder des Mannes soll sie mit einem glühenden Messer geschnitten haben, sie soll geprügelt worden sein und wochenlang nichts zu essen bekommen haben.

Nach einer Anzeige der Nachbarn war der Fall nun aufgeflogen, Beamte fanden die verängstigte junge Frau in einem Wäldchen in der Nähe des Dorfes, in dem sie gewohnt hatte. Die Beschuldigten stritten die Vorwürfe in den ersten Verhören bisher ab und sprachen von einer Verschwörung. (red, DER STANDARD, 30.5.2012)