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Ein Euro-Austritt müsse laut Ifo in der Vorbereitung geheim vonstatten gehen.

Foto: AP/Petros Giannakouris

Griechenland: Ein Drama ohne Ende. Wirtschaftlicher Abschwung, enorme Arbeitslosenquoten, politisches Chaos. Der Eurozone und den anderen Geldgebern platzt langsam der Kragen: Die Hilfsmilliarden helfen nicht, das Land kommt nicht auf die Beine. Ein Austritt aus der Eurozone ist kein Tabuthema mehr. Doch, was käme danach?

Das deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut ifo hat in einer Analyse untersucht, ob ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion überhaupt eine Alternative zur derzeitigen Strategie der Stützung des Landes über Gelder aus dem Rettungsschirm darstellt.

Die Antwort der Wirtschaftsforscher lautet: Ja, aber. Es wäre zwar eine organisatorische Herausforderung, nicht nur für die Griechen selbst, sondern auch für die gesamte Eurozone, aber letztlich "eine gangbare Alternative". Griechenland habe vom Beitritt zum Euro 2001 profitiert, bis 2007 sei die Wirtschaftsleistung gewachsen. Der dadurch ausgelöste beschleunigte Preis- und Lohnanstieg habe allerdings dazu geführt, dass Griechenland an Wettbewerbsfähigkeit verlor.

Begrenzt erfolgreich

Der Versuch, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte über eine interne Abwertung zu verringern, habe trotz massiver Unterstützung durch die Eurozone nur "einen begrenzten Erfolg" gezeitigt und sei mit "hohen gesamtwirtschaftlichen Kosten" einhergegangen. Griechenland habe zwar bereits ein Viertel des seit Einführung des Euros erlittenen Verlusts an preislicher Wettbewerbsfähigkeit wieder wettmachen können, das Leistungsbilanzdefizit sei zuletzt auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduziert worden. Allerdings sei die Arbeitslosenquote von sieben Prozent Mitte 2008 auf 21 Prozent Ende 2011 gestiegen. Die reale Wirtschaftsleistung zwischen dem zweiten Quartal 2008 und dem vierten Quartal 2011 sei hingegen um 18 Prozent zurückgegangen.

Die Ökonomen des ifo schließen aus den Erfahrungen einer internen Abwertung in Irland oder den baltischen Ländern, das eine solche mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sei. Diesen Ländern sei es aber gelungen, seit 2008 Preise und Löhne bei festen Wechselkursen bzw. innerhalb der Eurozone deutlich zu senken und Leistungsbilanzüberschüsse zu erzielen. In der Studie wird aber bezweifelt, dass Griechenland dieses Ausmaß an Flexibiliät leisten könne.

Erholung

Im Gegensatz dazu zeige sich, dass sich Länder nach externen Abwertungen - also außerhalb einer Währungsunion - deutlich schneller erholt hätten. Durchschnittlich sei ein Vorkrisenwachstum nach zwei Jahren erreicht worden. Dafür haben die Ifo-Ökonomen die Schulden- und Währungskrisen in Argentinien 2002, die Abwertung des thailändischen Baht 1997 und den Austritt Italiens aus dem Europäischen Währungssystem 1992 untersucht. Alle drei Länder hätten von der Abwertung profitiert.

Allerdings gibt man in der Analyse zu bedenken, dass keines der verglichenen Länder mit derartig hohen Ungleichgewichten, allen voran die Verschuldung, zu kämpfen gehabt hätte wie Griechenland. "Dies spricht dafür, dass Griechenland auch im Fall eines Austritts aus der Europäischen Währungsunion nicht nur ein längerer Anpassungsprozess, sondern auch eine deutlichere Abwertung bevorsteht."

Technisch sei ein Austritt aus dem Euro mit "moderaten Kosten" möglich. Allerdings müsste ein solcher sich durch "unbedingte Geheimhaltung in der Vorbereitungsphase und die erfolgreiche Einführung von wirksamen Kapitalverkehrs- und Grenzkontrollen" auszeichnen. Die Ökonomen glauben, dass sich dadurch ein Banken-Run mit massiven Einlagenabzügen zumindest eindämmen ließe. Dieser würde nämlich die griechischen Banken in die Insolvenz stürzen, eine erneute Rettung durch die EU bedingen. Vollständig ausschließen könne man einen Sturm auf die Banken aber nicht. (rom, derStandard.at, 30.5.2012)