Peter Stöger also. Diese Entscheidung ist weder mutig wie Marcel Koller noch innovativ wie Peter Hyballa, sondern solide wie Peter Schöttel. Wenn man unbedingt auf einem österreichischen Trainer beharrt, ist Stöger wohl eine der besten Lösungen. Wenn man nicht ganz stur an einen Österreicher denkt, klingt sie wie das Bekenntnis zum Mittelmaß. Die Fans werden die Entscheidung achselzuckend hinnehmen. Jubelsprünge wird man nicht sehen, Widerstand genauso wenig. Nach Vastic hätte man - überspitzt formuliert! - auch Constantini servieren können. Und der wie eine Drohung durch die Medien geisternde Name Kurt Jara wertet Peter Stöger zusätzlich auf.
Wunderdinge darf man sich nicht erwarten. Taktisch war Stöger zuletzt kaum gefordert: Mit Wiener Neustadt galt es, geschickt zu verteidigen und gelegentlich Konter zu fahren, das kleine Einmaleins des destruktiven Fußballs also. Mehr war dort gar nicht möglich, das hat er aber ganz passabel hinbekommen. Auch beim GAK hinterließ er einen positiven Eindruck. Ob Stöger allerdings einem Verein weiterhelfen kann, der sich offiziell dem Offensivfußball verschrieben hat, muss man erst herausfinden. Das Anforderungsprofil für den neuen Trainer schien aber eher einen gepflegten Umgang mit den Medien als reichlich Erfahrung mit Offensivfußball auf höchstem Niveau zu verlangen.
Unter dem Strich eine gute, aber gemütliche Lösung mit wenig Platz für Überraschungen und Visionen. Dabei hätte doch gerade der Austria-Vorstand Mut zum Risiko beweisen können. Nicht einmal die schwachen Personalentscheidungen der vergangenen Saison konnten ihm etwas anhaben. Warum also nicht etwas mehr violettes Draufgängertum? (Philip Bauer, derStandard.at, 30.5.2012)