Wien - Nach Kritik an der Zentralmatura und an den Bildungsstandards - die Testungen wurden heuer zum ersten Mal durchgeführt - bemüht sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) um ein besseres Image. Bei einem Pressegespräch am Dienstagabend lobte sie die Maßnahmen, gab aber gleichzeitig zu, dass man noch zulegen müsse, was das Vertrauen betrifft, etwa bei der Zentralmatura.
"Gezielte Desinformation"
Schmied ist der Meinung, dass "Teile der ÖVP" und der Gewerkschaft, die ihr "nicht so wohlgesonnen" seien, versuchen, aktuelle bildungspolitische Projekte durch "gezielte Desinformation" schlechtzumachen: "Das greift ja ein Blinder mit dem Stecken", so Schmied.
So seien die Berichte über die Testungen zu den Bildungsstandards, bei denen die Mathematikkenntnisse aller 86.000 Schüler der 4. Klasse AHS, Neue Mittelschule (NMS) und Hauptschule abgefragt wurden, "phasenweise abenteuerlich" gewesen. Dabei sei unter anderem der Vorwurf erhoben worden, dass Schüler von NMS und Hauptschule leichtere Aufgaben erhalten hätten, damit Schmied ein schlechtes Abschneiden der Gymnasien als Argument für dessen Abschaffung einsetzen könne.
In Sachen Zentralmatura will Schmied die Akzeptanz bei Schülern, Eltern und Lehrern verbessern und kündigte eine Informationsoffensive und einen Fahrplan für das besonders umstrittene Fach Mathematik an.
Kompetenzchecks
Für Mathematik hatten Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter wegen angeblich mangelnder Vorbereitung wiederholt eine Verschiebung des Starttermins an den AHS gefordert. Nun sollen die Schüler in der 7. und 8. Klasse zu Beginn des Schuljahres freiwillig an "Kompetenzchecks" teilnehmen können, deren Ergebnisse die Lehrer zur gezielten Förderung nutzen sollen. Außerdem können sie im Mai 2013 eine zwei- bzw. im Jänner 2014 eine vierstündige Probematura absolvieren. Der zweistündige Test kann auch gleich als Schularbeit eingesetzt werden, jedenfalls sollen die Ergebnisse für Förderung genutzt werden.
Die Aufgaben kommen - wie bei der echten Zentralmatura auch - vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE). Zusätzlich werden auf der Homepage des Ministeriums prototypische Schularbeiten veröffentlicht, die den Lehrern in der 7. und 8. Klasse bei der Konzeption ihrer eigenen Schularbeiten helfen sollen. Ziel sei, dass die Schüler das neue Prüfungsformat kennenlernen, sagte Christian Dorninger, interimistischer Direktor des BIFIE. Mittlerweile sei der Pool an Mathe-Aufgaben schon auf 300 bis 400 gewachsen.
Generell würden "die Vorbereitungen auf Hochtouren" laufen, betonte Schmied. Sie verwies etwa auf die am Dienstagabend veröffentlichte Reifeprüfungsverordnung, in der die Details zur neuen Matura - bis hin zur Verwendung von Wörterbüchern und Taschenrechnern - geregelt sind. Diese umfasst neben den zentral vorgegebenen Klausuren auch eine vorwissenschaftliche Arbeit (an den BHS: Diplomarbeit), die jeder Schüler eigenständig außerhalb der Unterrichtszeit erstellen und dann präsentieren muss. Bei der mündlichen Prüfung können die Schulstandorte eigene Schwerpunkte setzen: Die Lehrer eines Faches einigen sich dabei auf einen Themenpool, aus dem die Prüflinge ihre Aufgabe ziehen.
Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer
"Vieles ist geschehen, einiges liegt noch vor uns", sagte Schmied und kündigte unter anderem einen "Kanon an Infoveranstaltungen", gemeinsam mit der Schülervertretung erarbeitete Informationsfolder und Termine mit den Schulpartnern an. So beginnt am Freitag an der Pädagogischen Hochschule Wien eine "Informationsoffensive" von Unterrichtsministerium und BIFIE zur neuen Reifeprüfung in Mathematik und Deutsch.
Sektionschef Kurt Nekula verwies außerdem auf "eine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen" für Lehrer, allein 2011/12 seien über 21.000 Lehrer in rund 1.150 Fortbildungs- und Lehrveranstaltungen auf die neue Matura vorbereitet worden. Mittlerweile gebe es an allen 350 AHS Lehrer, die ihr Wissen über die vorwissenschaftliche Arbeit und die neue Art der mündlichen Prüfung weitergeben können. (APA/rwh, derStandard.at, 30.5.2012)