Anzugtester Daniel Föger (rechts) beim ersten Pilotversuch im Raumanzugslabor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF).

Foto: OEWF/Mathias Hettrich

Innsbruck - Im Rahmen eines internationalen Projektes unter Beteiligung des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) helfen blinde Menschen mit ihrem ausgeprägten Tastsinn bei der Entwicklung von Weltraum-Bekleidung. Für den Mars-Raumanzug-Simulator "Aouda.X" konstruieren Wissenschafter der Universität Innsbruck mit Hilfe von Blinden spezielle Handschuhe. Die Analyse und Verbesserung des Tastsinnes soll es den Anzugtestern erleichtern, mit den schweren Handschuhen geologische Proben abzutasten oder feinmechanische Arbeiten durchzuführen, berichten die Forscher.

"Wir wollen einerseits erfahren, wie groß der Unterschied im Tastsinn zwischen Sehenden und Blinden ist, wenn man mit den schweren und mehrlagigen Raumanzugs-Handschuhen arbeiten muss", erklärte ÖWF-Vorstand Gernot Grömer den Hintergrund. Erste Vergleichsmessungen von blinden und sehenden Testern seien am vergangenen Dienstag im Innsbrucker Raumanzugslabor durchgeführt worden. Dabei hätten die Probanden in einfachen Tests versucht, Oberflächen verschiedener Rauhigkeitsgrade zum Teil mit verbundenen Augen zu unterscheiden.

Eigenes Trainingsprogramm

Die ersten Pilotdaten seien nach Angaben des ÖWF sehr vielversprechend und sollten in den nächsten Tagen genauer analysiert werden. "Dann entscheiden wir, ob es sich vielleicht sogar lohnt, ein kleines Trainingsprogramm für unsere Anzugtester zusammenzustellen", führte Grömer aus.

Entstanden sei das Projekt bei einem Weltraumvortrag in Kooperation mit dem Tiroler Blindenverband. Dabei sei mit Hilfe von Raketenmodellen, Hör-, Meteoriten-Gesteinsproben und Braille-Bildern von astronomischen Objekten die Faszination Weltraum vermittelt worden. "Und als die Besucher dieses ungewöhnlichen Multimediavortrages mit ihrem hochtrainierten Tastsinn die Modelle erforschten, kam uns die Idee, diese ausgeprägten Fähigkeiten für unsere Raumanzug-Entwicklung zu nutzen", schilderte der ÖWF-Vorstand. (APA/red, derstandard.at, 2.6.2012)