Der Tenor in der Krisen-Bekämpfung heißt: Griechenland soll raus aus dem Euro. In einem Gastbeitrag auf www.cnn.com kommen zwei US-amerikanische Ökonomen zu einem anderen Schluss: Deutschland soll freiwillig raus aus der Eurozone und zurück zur Mark.
Mit ihrer Meinung sind Clyde Prestowitz und John Prout nicht die ersten. Denn, so die Ökonomen, das Problem der Eurozone liege nicht an der vergleichsweise schwachen Wettbewerbsfähigkeit der Krisen-Länder Griechenland, Spanien, Portugal, Italien oder Irland, sondern vielmehr an der zu starken Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Für Deutschland sei der Euro schlicht und ergreifend eine zu schwache Währung. Daher schreibe die Bundesrepublik laufend Leistungsbilanzüberschüsse.
"Solange der Rest der Eurozonen-Länder mit Deutschland im Euro gefangen ist, ist der einzige Weg, um wettbewerbsfähiger zu werden, naja, deutscher zu werden", schreiben Prestowitz und Prout. "Deutscher" hieße, Sparmaßnahmen bei Staatsausgaben, Senkung von Wohlfahrtsausgaben, niedrigere Löhne und höhere Arbeitslosigkeit. Das hätten diese Länder auch versucht.
"Hyperwettbewerbsfähig"
Aber der Wunsch nach steigenden Exporten sei unerfüllt geblieben. Weil Deutschland so "hyperwettbewerbsfähig" und nicht gewillt sei, seine eigene Wirtschaft mit mehr Konsum anzukurbeln. Deswegen könnten auch die Eurozonen-Partner ihre Exporte nicht erhöhen. Außerdem sei unklar, wie lange die Eurozone den rigiden Sparkurs der vergangenen Jahre noch weiterfahren kann, bis eine Angleichung der Wettbewerbsfähigkeit unter den Ländern erreicht sei.
Prestowitz und Prout schlagen deshalb vor: Deutschland soll raus aus der Eurozone zurück zur Deutschen Mark. Das würde sofort zur einer Aufwertung der Mark und einer Abwertung des Euro für die verbleibenden Staaten führen. Deutschland würde dadurch mehr kaufen, und weniger verkaufen - im Rest der Eurozone wäre es umgekehrt.
Mit dem Euro-Austritt Deutschlands wäre laut den Ökonomen auch die größte Hürde für Eurobonds aus dem Weg geräumt. Aber, Deutschland würde sicher auch noch ein wesentlicher Bestandteil und wichtiger Partner für die Eurozone bleiben.
Den Preis, den Deutschland für die Rettung Europas bezahlen müsste, wären sinkende Exporte und möglicherweise eine temporär steigende Arbeitslosigkeit. Dafür würden die Nachbarn aber mit der Rückkehr zur Deutschen Mark "Kapitalströme" anziehen, damit Investitionen ermöglichen, die Zinslast und die Inflation niedrig halten. Prestowitz und Prout geben zum Schluss zu bedenken, dass die wahre Frage sei, ob die Kosten dafür niedriger seien als für die Rettung Griechenlands, Spaniens etc. zu zahlen. "Die 'unbekannten' Risiken eines deutschen Euro-Austritts scheinen besser beherrschbar, quantifizierbar und irgendwie auch bekannter, als die Risiken, die mit endlosen Sparprogrammen, sozialen Unruhen und politischer Polarisierung verbunden sind", meinen die beiden US-Ökonomen. (rom, derStandard.at, 31.5.2012)