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Das Team Austria: Aus der Amateurcrew ist eine professionelle Mannschaft geworden. Das Ziel sind schlicht Siege.

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Gmunden - Das Schiff an sich stellt vergleichsweise ein geringes Problem dar. Jenes der Österreicher wurde anno 2008 angeschafft und kostete 400. 000 Euro. Wie alle anderen Geräte, die im RC44 Cup um die Wette segeln, ist es aus Karbon gefertigt, wiegt rund dreieinhalb Tonnen, wobei der Kiel samt Bombe mit mehr als zwei Tonnen zu Buche schlägt. Der Mast ragt 20 Meter in die Höhe, die maximale Segelfläche beträgt 300 Quadratmeter. Die 44 Fuß und also 13,35 Meter lange Rennyacht, die die Initialen des vierfachen America's-Cup-Sieger Russell Coutts trägt, der sie gemeinsam mit dem slowenischen Bootsbauer Andrej Justin entwickelte, erreicht etwa 25 Knoten (rund 45 km/h). Bläst der Wind konstant mit an die 30 Knoten, kann nicht mehr gesegelt werden. Das 70-Quadratmeter-Großsegel kann nicht gerefft (verkleinert) werden. Faszinierend ist die Energieeffizienz bei Leichtwind, wenn die Schiffe wie am Schürl gezogen schneller sind als der Wind.

Eine achtköpfige Crew ist mit der Bedienung beschäftigt. Und die kostet. Schließlich sind die Messis und Ronaldos der Seglerei auf dem See unterwegs, sei es am Steuer, als Taktiker, Trimmer, Bugmann oder Pit. "Die Crew", sagt Rene Mangold, Boots-Eigner des österreichischen AEZ-RC-44-Sailing-Teams, "verschlingt die Hälfte des Budgets. Egal, wie hoch es ist." Ronaldo kostet eben mehr als ein begabter österreichischer Stürmer. Mangold, der als Unternehmer Folienbeschriftungen produziert, lässt sich den Spaß dank Hauptsponsor AEZ heuer 350.000 Euro kosten. Nächstes Jahr sollen es 600.000 sein.

Was mit dem ehemaligen Olympiasegler Christian Binder und einer Amateurcrew begann, hat sich ausgewachsen. Schließlich macht es keinen Sinn, Jahr für Jahr engagiert und von den Chefs der Szene durchaus mit Anerkennung belohnt, hinterherzufahren. Zwölf Teams schmücken diesmal seit Mittwoch und bis Sonntag den Traunsee. Es handelt sich um die dritte und einzige von fünf Stationen des Cups auf einem Binnengewässer. Nach Lanzarote und Cascais, Portugal, liegt Team Austria an siebenter Stelle.

"Ich bin kein typischer Eigner", sagt Mangold, "Ich habe keinen Privatjet." So machen die Eigner der schwedischen Artemis und der Katjuscha, eines von vier russischen Teams, in Öl, die niederländische No Way Back hat recht direkt etwas mit Bohrinseln zu tun. Die slowenische Ceeref gehört Investmentunternehmer Igor Lah, laut dem slowenischen Magazin "Manager" Zweitreichster des Landes. Also segeln im Cup, der sich gerne als Formel 1 auf dem Wasser sieht, America's-Cup-Helden wie Ed Baird, Cameron Appleton oder Brad Butterworth.

Die teuerste Sekunde

Team Austria ist seit heuer mit dem Bayer Markus Wieser unterwegs, Deutschlands erfolgreichstem Matchracer. Der Profi, der in diversen Klassen engagiert ist und für die Taktik sorgt, vermittelte mit seinem Netzwerk Verstärkungen für viele Positionen. Der dritte verbliebene Österreicher an Bord neben Mangold und Binder ist Olympiateilnehmer Gerd Habermüller, der Grinder, der fest zu kurbeln hat. Die andere Hälfte der Marie geht für die Instandhaltung des Schiffs, Transporte, die unendlichen Justierarbeiten, den Austausch von Verschleißteilen und so weiter drauf. Die letzte Sekunde, die es zu holen gilt, ist die teuerste. Wie in der Formel 1. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 1.6.2012)