Anne Will und Ex-Nationalspieler Jens Nowotny.

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Grauenhaft ist die internationale Nachrichtenlage seit Tagen, und es wird grauenhafter - auch an der ZiB 2 von Mittwoch war es zu erleiden: Erdbeben in Italien. Atomkraftwerk in Temelín soll ausgebaut werden. Börsen rasseln runter. Leichenteile per Post in Kanada an Partei verschickt. Da blieb für Grexit und Geuro und auch für Syrien gar kein Newsplatz mehr.

Ganz hammerhart aber traf es schon vor Tagen Deutschland: Die Fußballnationalmannschaft hat gegen die liebe Schweiz ein EM-Vorbereitungsmatch versemmelt, nun plagt das Land zweifelvolle Unruhe. Bei Anne Will, während man im Club 2 über den Hunger in der Welt plauderte, rückte jedenfalls eine Diskussionsrunde ums Lagerfeuer der Fußballsorgen zusammen, um bezüglich dieser, den nahenden Weltuntergang in den Schatten stellenden, Katastrophe Hoffnung und Halt zu geben. Seit 16 Jahren wartet man ja auf einen Titel. Wird das nun wieder nix, geht Will gleich in medias res.

Und sieh da: Keiner machte sich Sorgen, "belustigt" gab sich ob der Ängste Kommentator Marcel Reif, wohingegen Ex-Fußballprofi Jens Nowotny analysierte, ein Spieler, der sich in so einem belanglosen Spiel reinhaue, sei "ein Vollpfosten". Alles folge einem Plan, der erst bei der EM erblühen würde. Und geht es tatsächlich titellos schief, so ein Dritter, gilt es gelassen zu bleiben, "da wir wissen, dass Fußball nur ein Spiel ist. Scheitern ist möglich, aber kein Weltuntergang."

Diese weisen Sätze werden sicher zur Fan-Beruhigung beitragen. Für emotional Unbeteiligte allerdings blieb an diesem Abend angesichts der gedanklichen Diskussionsleere als Trost nur übrig, noch vor dem Weltuntergang ein neues Wort entdeckt zu haben. Vollpfosten. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1.6.2012)