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Rekrutierung ist aufwändiger geworden. Wir bündeln die Kräfte. Erich Pichorner.

Foto: Manpower

Die Größenordnung zuerst: 38.000 Unternehmen in 41 Ländern wurden heuer vom Personaldienstleister Manpower aktuell befragt, ob sie Probleme mit Stellenbesetzungen hätten. Das Fazit: Zugang zu Talenten wird größter Erfolgsfaktor für Unternehmen, sagt Manpower.

Die Antworten differieren zwar regional, unter dem Strich klagt aber mehr als ein Drittel über "Nichtverfügbarkeit gewünschter Qualifikationen". Global betrachtet sind das zuallererst Facharbeiter, gefolgt von Ingenieuren, Verkaufsberatern, Technikern, ITlern, Buchhaltern, Fahrern, Managern, angelernten Arbeitern und Assistenten.

Die Palette der "Limitierungen" bei den sogenannten Humanressourcen ist also ziemlich breit - je nach Region auch ziemlich tief. Die größten Besetzungsprobleme werden aus der Boomregion Asien/Pazifik gemeldet. 80 Prozent der Unternehmen in Japan klagen - was an der extrem spitzen demografischen Kurve im Land liegen dürfte. Kurz: Der Nachwuchs fehlt in Japan rundherum. In Österreich geben 40 Prozent an, Besetzungsprobleme zu haben, vor allem bei Höherqualifizierten und in puncto Führungspositionen.

Intern qualifizieren

Interessant, dass fast die Hälfte der Firmen in den USA ebenso über mangelnde Talente klagt. Das lässt eine breite Palette an Interpretationen offen. Erich Pichorner, Chef der ManpowerGroup in Österreich, zögert nicht, Unternehmen selbst in die Verantwortung zu ziehen: Intern ausgebildet werde meist nur, wenn die Schmerzen besonders groß sind. Kontinuierliche Antworten auf die Chronizität des Mangels - diese Erhebung ist die siebente - gebe es nur fallweise. Pichorner: "Die Empfehlung lautet klar, intern zu qualifizieren, statt am Markt zu suchen, was es kaum oder nicht gibt." Und da haben Unternehmen die Unausweichlichkeit der demografischen Kurve sowie die Globalisierung der Arbeitsmärkte noch immer nicht ausreichend ernst genommen.

Dass Techniker und Ingenieure zwar immer Spitzenplätze beim Mangel landen, aber dennoch schwanken, zeige deutlich, dass der Fokus auf die Ausbildung in Mathematik, Technik, Technologie nicht bestehe.

Den Mangel an Verkäufern kann Pichorner nicht mit simpler Antwort erklären - der Schluss, dass die Attraktivität des Berufsbildes nicht im Zentrum stehe, liegt allerdings nahe. Dass Firmen, die von ihnen benötigten Talente nicht finden, liegt laut Angaben der Suchenden nicht an der Gier der Kandidaten: Nur sechs Prozent sagen, dass man wegen zu hoher Gehaltsforderung nicht zueinanderfinde. Das Gros beruft sich darauf, dass die Leute das, was man braucht, schlicht nicht können - also: Hard Skills fehlen.

Angesichts der anhaltenden Lage, eigentlich Paradoxie, am Arbeitsmarkt hat Manpower seine internen Ressourcen neu gruppiert: Elan und Manpower Professional verschmelzen zur Marke Experis mit Zugang zum weltweiten Netzwerk der ManpowerGroup - dort reicht das Angebot von Interimslösungen über Personalvermittlung bis Projektsteuerung. (Karin Bauer, DER STANDARD, 2./3.6.2012)