Wien - Die Stuttgarter Verlagsgruppe Klett, die Ende 2002 den Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) um 24 Mio. Euro erworben hat, strukturiert den ÖBV tiefgreifend um und verlegt den Firmensitz von Wien nach Wiener Neudorf. Die bisherige Geschäftsführung muss gehen, ein Verkauf von ÖBV-Verlagen wird geprüft. Dies geht aus einer Aussendung des Ernst Klett Verlags am Freitag hervor. Die ÖBV-Ergebnisse im vergangenen Jahr seien "wesentlich schlechter ausgefallen" als erwartet, heißt es in der Pressemitteilung als Begründung.

Es sei "Zeit zu handeln", der ÖBV und seine Töchter müssten langfristig wieder "in sich profitabel sein", erklärte Klett-Geschäftsführer Tilman Michaletz in der Aussendung. Michaletz war am Freitagnachmittag für die APA nicht erreichbar.

Residenz, Deuticke und Brandstätter

Klett prüft den Verkauf der ÖBV-Kulturverlage, für die es Kaufinteressenten gebe. Dabei handelt es sich um die Töchter Residenz, Deuticke und Brandstätter. Ziel sei es, "die Unternehmensteile erfolgreich weiter zu führen und den übernommenen Kulturauftrag zu erfüllen". Klett hatte sich bei der Übernahme zur Weiterführung der Verlage bis 2007 verpflichtet. Bis zu diesem Jahr müssen außerdem wenigstens fünf österreichische Titel pro Jahr und Verlag erscheinen.

Einzelne Tochterfirmen wie das Österreichische Buchauslieferungszentrum (ÖBZ) sollen den entsprechenden Fachunternehmen von Klett angegliedert werden, das ÖBZ solle aber im Bereich Verlagsservice und Auslieferung gestärkt werden, hieß es am Freitag. Die Verträge der beiden bisherigen Geschäftsführer Robert Sedlaczek und Walter Amon werden nicht mehr verlängert. Sedlaczek meinte dazu gegenüber der APA: "Meine Ideen, wie man die Verlage Deuticke, Residenz und Brandstätter führt, sind offensichtlich nicht kompatibel mit den Stuttgarter Rentabilitätsvorstellungen".

Die ÖBV-Holding soll in eine Finanz- und eine Beteiligungsholding zergliedert werden. Der bisherige "Holdingstandort" wandert von der Wiener Innenstadt nach Wiener Neudorf, wo bereits der Dienstleistungsbereich und das ÖBZ angesiedelt sind. (APA)