Washington/Porto Alegre - Die Freihandelszone von Alaska bis Feuerland (ALCA) brennt den USA unter den Nägeln, deswegen war dies auch eines der wichtigsten Themen, als US-Präsident George W. Bush den sozialistischen Präsidenten Brasilines, Luís Inácio "Lula" da Silva in Washington empfing, der dorthin mit zehn Ministern gereist war.

Ab 2005 erhoffen sich die US-Multis ungehinderten Zugang zum lateinamerikanischen Markt, vor allem bei Dienstleistungen. Im Wahlkampf hatte da Silva ALCA noch als "Annexion" bezeichnet. Seither hat sich wenig bewegt. Ohne besseren Zugang zum nordamerikanischen Markt, vor allem für Agrarprodukte, sei eine Einigung über den "Schutz" von US-Investitionen, Eigentumsrechte oder eine weitere Öffnung bei Dienstleistungen unmöglich, heißt es aus dem brasilianischen Außenministerium. Eine nationale Industriepolitik könne durch die Freihandelszone unterbunden werden, befürchtet Brasília.

Dass sich da Silva und Bush nun verpflichteten, auf einen "erfolgreichen Abschluss" der ALCA-Verhandlungen bis Jänner 2005 hinzuarbeiten, ist daher eher als symbolische Geste zu werten. Denn für da Silva hat eine größere Integration der südamerikanischen Länder oberste Priorität - angefangen bei der Wiederbelebung der Zollunion Mercosur. Davon könnten auch US-Firmen profitieren, etwa beim Ausbau der Infrastruktur, warb er dafür in Washington. (Gerhard Dilger, Der Standard, Printausgabe, 23.06.2003)