Anton Schlecker hat bis zuletzt gespart: Ein Rettungsbeitrag seiner Familie für die insolvente Drogeriekette war trotz des nach wie vor beträchtlichen Privatvermögens nicht drinnen. Sie glaubte offenbar selbst nicht mehr ans Überleben des Handelskonzerns. So tragisch sein Ende für die betroffenen Mitarbeiter ist - noch fataler wäre es gewesen, ihm öffentliche Gelder hinterherzuwerfen.
Schlecker ist an sich selbst gescheitert. Auf Teufel komm raus wurde auf miesen Lagen in kleinste Dörfer expandiert und die simple Regel missachtet, dass sich Gewinne nicht nach Quadratmetern bemessen lassen. Die Drangsalierung seiner Mitarbeiter bis weit über die Grenze der Gesetzmäßigkeit brachte ihm nicht nur das Image des schmuddeligen Ausbeuters ein, sondern verzerrte den Wettbewerb. Warum schwere unternehmerische Fehler mit Steuergeld hätten belohnt werden sollen, entzieht sich jeder Vernunft.
Die Zerschlagung ist das brutalste Reinigungsinstrument der Wirtschaft. Sie stärkt jene Konkurrenten, deren Marktmacht schon jetzt unerträglich ist. Aber sie sorgt auch dafür, die Branchengehälter nicht noch weiter zu drücken.
Die Chancen, die Kette in Österreich über Wasser zu halten, sind gering. Verlierer sind Frauen. Sie schupften meist allein ganze Filialen. Ihrer sollte sich der Handel besinnen, bevor er wieder über Engpässe beim Nachwuchs klagt. Auf dem Land jedoch fehlen adäquate Arbeitsplätze: Vielen droht die Abwanderung an die Speckgürtel der Städte. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 4.6.2012)