Tripolis - Bewaffnete haben am Montag mit Panzern und Armeefahrzeugen den Flughafen der libyschen Hauptstadt Tripolis besetzt. Der Flugverkehr habe vollständig eingestellt werden müssen, sagten Mitarbeiter des Flughafens. Demnach fuhren auch mit Flugabwehrraketen bestückte Fahrzeuge auf das Flugfeld, während bewaffnete Kämpfer Flugzeuge umstellten. "Es herrscht völliges Chaos, alle versuchen zu fliehen", sagte ein Mitarbeiter des Flughafens.

Nach Angaben der libyschen Nachrichtenagentur Lana fordert die "Brigade al-Aufja", dass die Entführung ihres Anführers Abuajila al-Habji aufgeklärt wird, der am Sonntag verschleppt worden war. Laut Lana feuerten die Kämpfer am Flughafen auch um sich, wobei ein Mitarbeiter leicht verletzt worden sei. Der Nationale Übergangsrat in Libyen hatte vor der Besetzung des Flugfelds angekündigt, die Entführung des Milizführers untersuchen zu wollen. Die Sicherheitsbehörden versicherten, mit seinem Verschwinden nichts zu tun zu haben.

Blockiert ist auch eine Maschine der Austrian Airlines. Die Fokker 100 mit 50 Personen an Bord, darunter zwei Piloten und zwei Flugbegleitern, konnte nicht starten, teilte AUA-Pressesprecher Michael Braun mit. Der Crew gehe es gut, sie sei mittlerweile im Hotel eingetroffen und daher in Sicherheit. Die AUA hat ihre Linienflüge nach Tripolis vorerst gestoppt.

Der Sprecher des regierenden Übergangsrates, Mohammed al-Harizi, kündigte eine Untersuchung an. Unzufriedene Ex-Rebellen, die Anspruch auf Sold als "Revolutionäre" (Thowar) erheben, haben wiederholt öffentliche Einrichtungen angegriffen. Westliche Geheimdienste sind über eine "Somalisierung" des nordafrikanischen Landes besorgt, durch die auch fragile Sahel-Saaten wie Mali und Niger zunehmend destabilisiert werden. In der ostlibyschen Stadt Benghazi (Bengasi) hatte es auch einen Angriff auf einen Konvoi der Vereinten Nationen gegeben. Im März hatten Politiker und Stammesvertreter die Autonomie der östlichen Region Cyrenaika ausgerufen. Die Führung in Tripolis hat laut Analyse der "International Crisis Group" keine Kontrolle über das kriegszerstörte Land, mehr als hunderttausend Libyer sollen unter Waffen stehen. (APA, 4.6.2012)