Wien - ORF-Finanzdirektor Richard Grasl will am Zeitplan für die Standortentscheidung des ORF festhalten. Die Entscheidung müsse noch im ersten Halbjahr fallen, um Verteuerungen bei der ohnehin anstehenden Sanierung des ORF-Zentrums am Küniglberg zu verhindern. Die Berechnung jener Standort-Zahlen, die von der Arbeitsgruppe des ORF-Stiftungsrats Montagabend als "weder schlüssig noch vergleichbar" bewertet wurden, sind laut Grasl "korrekt". Ein Misstrauensvotum gegen die Geschäftsführung sieht der Kaufmännische Direktor in der Abfuhr durch die Arbeitsgruppe jedenfalls nicht.

APA: Wie geht der Kaufmännische Direktor des ORF mit der Kritik der Stiftungsrats-Arbeitsgruppe um, dass die vorgelegten Zahlen zu den verschiedenen Standort-Varianten weder schlüssig noch nachvollziehbar waren?

Grasl: Die Berechnung der Zahlen ist korrekt, das wurde aus meiner Sicht von der Arbeitsgruppe gestern auch anerkannt. Dass einige Stiftungsräte die Grundannahmen und Schlussfolgerungen anders sehen - zum Beispiel ob eine Mietvariante überhaupt in Frage kommt - , ist aber Tatsache. Das gilt es jetzt weiter zu diskutieren.

APA: Was bedeutet eine Verzögerung der Standortentscheidung für die Sanierungsarbeiten im ORF-Zentrum am Küniglberg, die ja demnächst starten?

Grasl: Wenn die Entscheidung bis zur Jahresmitte fällt, gibt es hier keine Veränderungen oder Verteuerungen.

APA: Sie hatten im Jänner erklärt, die Standortentscheidung "muss" im ersten Halbjahr fallen. Bleibt es aus Sicht des Kaufmännischen Direktors dabei?

Grasl: Ja, unbedingt. Siehe die Kostenargumente oben.

APA: Werten Sie die Abfuhr der Arbeitsgruppe als Misstrauensvotum gegen die ORF-Geschäftsführung?

Grasl: Nein. Dass es in einer so wichtigen Frage Diskussionsbedarf gibt, ist klar. Die Stiftungsräte kommen hier ihrer Aufgabe als Aufsichtsorgan nach.

APA: Haben Sie die Präferenz von ORF-General Alexander Wrabetz für St. Marx mitgetragen?

Grasl: Der Generaldirektor hat als Alleingeschäftsführer einen Antrag zu stellen. Ich äußere mich, falls es Diskussionsbedarf gibt, bis zu diesem Antrag intern, so wie die anderen Geschäftsführungskollegen auch.

APA: Wie geht es jetzt in Sachen Standort weiter?

Grasl: Wichtig wäre, die Debatte bis zur Entscheidung sachlich und intern und nicht über die Medien zu führen. (APA, 5.6.2012)