Grafik: STANDARD

Was hat man von gut gedämmten Gebäuden, wenn sie nach 30 Jahren abgerissen werden, weil niemand mehr dort wohnen will? Das war die Frage, die sich Architekt Markus Kaplan und seine Tischnachbarn beim Wohnsymposium stellten. Ihre Antwort, die sie in einen prägnanten Vorschlag für eine Maßnahme zur Sicherung der Nachhaltigkeit - "Identität schaffen" - gossen, wurde von Kaplan als Tischsprecher präsentiert und von den übrigen Teilnehmern in einer Abstimmung zum Sieger gekürt.

Wie Kaplan im STANDARD-Gespräch erläutert, geht es hier um kulturelle Nachhaltigkeit - also darum, qualitätsvolle Wohngebäude zu schaffen, die auch noch in Jahrzehnten als erhaltenswert erkannt werden. Er selbst sitzt mit seinem Architektenbüro BWM in einem solchen Wohnbau, dem 1884-85 errichteten Margaretenhof. "Niemand denkt im entferntesten daran, so etwas abzureißen", sagt Kaplan.

Dies könne auch heute gelingen, etwa in Harry Glücks Wohnpark Alt-Erlaa, mit dem sich die Bewohner besonders stark identifizieren. Und BWM haben dies beim 25-Hours-Hotel in der Lerchenfelder Straße versucht, wo sie ein tristes Studentenheim in ein cooles Hotel verwandelten. "Kulturelle Nachhaltigkeit kostet Hirnschmalz, ist aber gut investiertes Geld", sagt Kaplan, der seinen Vorschlag vor allem als Appell für gute Architektur sieht. (ef, DER STANDARD, 6./7.6.2012)