Das neue Gesicht der Lara Croft

Foto: Square Enix

Es passiert nicht allzu oft, dass aus Videospielen Charaktere entspringen, die Teil der Popkultur werden. Beim Action-Adventure "Tomb Raider" klappte dies 1996 auf Anhieb: Lara Croft spielte sich als Grabräuberin über Nacht nicht nur in die Herzen der Gamer. Doch der Ausschlachtung des Franchises fiel die Weiterentwicklung der Protagonistin und ihrer Abenteuer zum Opfer, bis der einstige Blockbuster vor wenigen Jahren zum nostalgischen Download-Titel verkam und dem neuen Genrekönig "Uncharted" und Nathan Drake weichen musste. Unter neuer Schirmherrschaft kehrt "Tomb Raider" im März zurück und verspricht nicht weniger als eine Generalüberholung der festgefahrenen Marke.

Die Abenteuer der jungen Croft

"Tomb Raider" versetzt in die Rolle der jungen Lara Croft, die als unerfahrene Schatzjägerin zur Schiffsbrüchigen wird. Festsitzend auf einer fiktiven japanischen Insel ist sie ebenso den Gefahren der Wildnis als auch erbarmungslosen Banditen ausgesetzt. Man lernt eine neue Seite der Ikone kennen, die - befreit von den überzeichneten Wunschvorstellungen ihrer einstigen Schöpfer - zur angeschlagenen, sogar ängstlichen Überlebenskämpferin wird. Mit aufgeschundenen Armen und Schlamm im Gesicht muss sie dem Erfrierungstod im Regen entkommen und sich Nahrung besorgen, bevor sich die Geschichte rund um mystische Schätze entfaltet.

Nicht ganz offene Welt

Das Gefühl, auf den eigenen Beinen zu stehen und sich um die gar weinerliche Croft kümmern zu müssen, suggeriert die Mischung aus offener Welt und geskripteten Ereignissen. So darf man bis zu einem gewissen Grad selbst die Insel erforschen, sich durch die tropische Vegetation schlagen und wilden Tieren stellen.

Die eigentliche Geschichte, die rund um die restlichen gestrandeten Charaktere gespannt ist, wird dann wiederum nach einem straff gespannten roten Faden vorangetrieben.

Dazugelernt

Dynamische Übergänge verschmelzen die freien Erkundungen mit den Story-Momenten und schaffen dabei ein ähnlich cineastisches Erlebnis, wie man es von "Uncharted" kennt. Überhaupt haben sich die Entwickler von Crystal Dynamics viel von den Meistern Naughty Dogs abgeschaut. Lara Croft hüpft nicht mehr wie ein übermenschliches Wesen über Stock und Stein, sondern stolpert ab und an über Wurzeln, stürzt Hänge herunter und schnauft und jammert dabei lautstark. Wer nur die ersten Teile von "Tomb Raider" gespielt hat, erkennt auch einen zeitgemäßen Wandel bei den Feuergefechten. So muss man brav zielen und vor Gegnerfeuer in Deckung gehen. 

Wandlung

Bisher wenig zu sehen, war im Rahmen der Präsentation auf der E3 von den Rätseln. Dem Ersteindruck nach haben sich die Designer und Autoren vor allem um einen Image-Wandel der Heldin bemüht, der angefangen von der Art-Direction bis zu den Gefechten alles von einem modernen Action-Adventure hat. Bleibt nur die Frage, ob Frau Croft im Kern ihre Identität behalten kann. Denn so viel Pop die Schatzsucherin in den 1990ern auch nach außen hin war, groß ist sie durch die damals einzigartigen Abenteuer geworden. (Zsolt Wilhelm aus Los Angeles, derStandard.at, 6.6.2012)

"Tomb Raider" wird im März 2013 für PC, PS3 und Xbox 360 erscheinen.