Das User-Menü von GNOME 3.6, jetzt wieder mit "Power Off" ohne die Alt-Taste drücken zu müssen

Screenshot: Andreas Proschofsky

GNOME Documents kann mit Skydrive/Windows-Live-Support aufwarten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit GNOME 3.5.2 hat das Projekt hinter dem Linux-Desktop eine neue Testversion der eigenen Software zum Download gestellt, und diese kann mit substantiellen Neuerungen aufwarten. So nimmt man eine der umstrittensten Design-Entscheidungen von GNOME3 zurück, und zwar jene in Hinblick auf das User-Menü.

Menüaufteilung

So war hier zuletzt von Haus aus nur mehr ein Suspend-Eintrag zu finden, "Abschalten" wurde hingegen erst sichtbar, wenn die Alt-Taste gedrückt wurde. Nun wird dieses Verhalten exakt umgedreht, über die Überlegungen hinter diesem Sinneswandel informiert man im zugehörigen Eintrag am GNOME Wiki. Diese Änderung geht mit einer neuen Iteration des User-Menüs einher, die auch sonst manche Änderung bringt. So werden die Einträge für "Log out" und "Switch User" nun nur mehr dargestellt, wenn tatsächlich mehrere lokale Accounts oder Sessions vorhanden sind.

Einstellungen

Einer grafischen Überarbeitung hat man das Interface der Systemeinstellungen unterzogen, dabei einige Ideen aus der letzten Ubuntu-Version übernommen. Die Icons werden nun größer dargestellt, die Suchansicht wurde ebenfalls angepasst, die Trennung zwischen den einzelnen Kategorien besser hervorgehoben. Dazu kommen neue Übergangsanimationen beim Wechsel zwischen verschiedenen Ansichten außerdem gibt es in Tastaturfragen einen neuen "Input Sources"-Tab, der die Unterstützung für mehrere Backends - etwa IBUS oder XKB - bietet.

Skydrive

Die GNOME Documents können nun direkt auf Microsofts Skydrive abgespeicherte Dokumente eingebunden werden. Die hierfür verwendete Bibliothek könnte später auch von anderen GNOME-Komponenten genutzt werden. Das Interface des File Manager Nautilus wurde in einigen Punkten vereinfacht, was vor allem doppelte Menüpunkte betrifft. Kontroversen verspricht dafür die Entfernung des einen oder anderen Features: Während der Verlust der Tree-Ansicht im Sidebar (im Hauptfenster bleibt sie) wohl verschmerzbar sein dürfte, ist auch die erst vor einigen Releases eingeführte "Split View" zur Ansicht von zwei Verzeichnissen nebeneinander wieder verschwunden. Hier argumentiert man, dass dieser Anwendungsfall durch die desktopweit bestehende Möglichkeit zwei Fenster nebeneinander anzuordnen ohnehin abgedeckt würde.

Evolution

Zu den weiteren Neuerungen gehört die Neugestaltung des GNOME Font Viewers, außerdem haben einige weitere Anwendungen ein "App Menü" in der GNOME Shell bekommen. Der Mail-Client Evolution nutzt übrigens bereits seit der Version 3.5.1 Webkit statt dem eigenen - aber veralteten - gtkhtml zur Anzeige von Mails. Zum Erstellen von Nachrichten kommt allerdings vorerst weiterhin gtkhtml zum Einsatz, ob die Umbauten in diesem Bereich für GNOME 3.6 abgeschlossen werden können, ist derzeit noch offen.

Plattform

Das von GNOME benutzte Toolkit GTK+ hat ebenfalls einige neue Tricks parat: So lassen sich nun CSS Transitions benutzen sowie mehrere Hintergründe definieren - zwischen denen Übergänge vorgenommen werden können.

Download

GNOME 3.5.2 steht in Form des Source Codes von der Seite des Projekts zur Verfügung. Das aus dem aktuellen Entwicklungszyklus resultierende GNOME 3.6 soll am 24. September erscheinen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 10.06.12)