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"Immer noch Sturm" im Sommer '11 auf der Perner Insel in Hallein

Foto: APA/BARBARA GINDL

Mülheim/Ruhr   - Der österreichische Schriftsteller Peter Handke erhält den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis 2012, der als einer der wichtigen Theaterpreise Deutschlands gilt. Vier der fünf Juroren des Theaterwettbewerbs "Stücke 2012" stimmten am frühen Freitagmorgen in Mülheims Theater an der Ruhr nach öffentlicher Debatte für Handke und sein Schauspiel "Immer noch Sturm".

Die Koproduktion des Thalia Theaters Hamburg und der Salzburger Festspiele war im August 2011 in Salzburg uraufgeführt worden. In dem Stück blickt ein dramatisches "Ich", das Züge Handkes trägt, zurück auf die Zeit des Nationalsozialismus.

Im Rahmen des Wettbewerbs waren in den vergangenen drei Wochen sechs Inszenierungen auf die Bühne gekommen. Im Wettbewerb waren noch die Theater-Newcomerin Anne Lepper mit ihrem zweiten Stück "Käthe Hermann" sowie der Hausautor des Staatsschauspiels Dresden, Martin Heckmanns, mit "Vater Mutter Geisterbahn". Das Akademietheater Wien steuerte die Eigenproduktion "Das fliegende Kind" von Roland Schimmelpfennig bei - der Autor führte selbst Regie. Die fünfte Jurorenstimme sprach sich für Claudia Grehn und Darja Stocker mit "Zorn und Zärtlichkeit (reicht es nicht zu sagen ich will leben)" (Schauspiel Leipzig/Deutsches Nationaltheater Weimar) aus. Das ebenfalls eingeladene Stück "Kill your Darlings! Streets of Berladelphia" von René Pollesch wurde nicht aufgeführt, weil der Hauptdarsteller erkrankt war. Es nahm daher nicht am Wettbewerb teil.

Publikumspreis per Livestream entschieden

Handke selbst war bei der Entscheidung zum Abschluss der Mülheimer Theatertage nicht anwesend. "Wir haben noch keine Reaktion", sagte eine Theater-Sprecherin am Freitagvormittag. Der Preis soll bereits am 24. Juni oder am 1. Juli verliehen werden. 2005, als Handke für sein Drama "Untertagblues" in der Inszenierung des Wiener Burgtheaters nominiert wurde, verzichtete er "auf eigenen Wunsch" auf die Teilnahme am Wettbewerb. Das Stück wurde damals außer Konkurrenz gezeigt. Im vergangenen Jahr ging der Dramatikerpreis an Elfriede Jelinek, die die Auszeichnung für "Winterreise" entgegen nehmen durfte.

Der Publikumspreis ging an den Autor Philipp Löhle für "Das Ding", eine kritische Globalisierungskomödie, inszeniert vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Die Diskussion um die Preisverleihung wurde als Live-Stream im Internet übertragen und von rund 4.800 Zuschauern verfolgt.

Bereits vor zwei Wochen war bei dem Wettbewerb das beste Kinderstück ausgewählt worden. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ging an Jens Raschke für "Schlafen Fische?". Der vom Theater im Werftpark Kiel inszenierte Monolog handelt vom Tod eines Kindes.    (APA, 8.6.2012)