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Auf dem Archivfoto vom 3. November 2011 ist links oben das Raummodul "Tiangong 1" kurz vor dem erfolgreichen Andocken des Raumschiffs "Shenzhou 9" (rechts oben) vor dem Hintergrund einer Animation des Andockprozesses auf einem Bildschirm im Flugkontrollzentrum in Beijing zu sehen.

Foto: REUTERS/CCTV via Reuters TV

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Die Untersuchung der unbemannten Kapsel "Shenzhou 8" nach der Rückkehr zur Erde zeigt das Archivbild vom 17. November.

Foto: Xinhua, Li Gang/AP/dapd

Glaubt man den Medienberichten vergangener Woche, die sich auf chinesische Raumfahrtkreise berufen, so wird sich kommende Woche erstmals eine bemannte Raumkapsel auf den Weg zum chinesischen Raummodul "Tiangong 1" ("Himmelspalast") machen. Demnach sollen voraussichtlich zwischen 14. und 16. Juni zwei chinesische Astronauten und eine Astronautin an Bord des Raumschiffs "Shenzhou 9" mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F in den Weltraum starten. Im Rahmen der zehn- bis zwölftägigen Mission soll das "Magische Schiff" an den "Himmelspalast" andocken. Es wäre Chinas bisher längster und schwierigster Raumflug.

Die Taikonauten sollen manuell an das Modul andocken und dort wissenschaftliche Experimente durchführen. Im vergangenen Jahr hatte die unbemannte Kapsel "Shenzhou 8" über Fernsteuerung an "Tiangong 1" angedockt. Die provisorische chinesische Raumstation war Ende September mit einer Trägerrakete in eine Erdumlaufbahn geschossen worden, Ende Oktober bzw. Anfang November folgte der unbemannte Transporter. Nach dem erfolgreichen Andocken wurden Tests der Flugeigenschaften des unbemannten Komplexes vorgenommen und ferngesteuerte Manöver durchgeführt. Nach einem zweiten Andockmanöver landete die Kapsel "Shenzhou 8" Mitte November auf der Erde.

Im Gespräch

Für die erste bemannte Mission zum "Himmelspalast" stehen den Raumfahrtkreisen zufolge zwei Pilotinnen in engerer Auswahl: Die 32-jährige Wang Yapin aus Yantai in der Provinz Shandong und die 33-jährige Liu Yang aus Zhengzhou in der Provinz Hunan. Beide sind verheiratet und dienen seit 1997 in der chinesischen Luftwaffe. Sie sind 2010 in den engeren Kreis von 15 potenziellen Astronautinnen aufgenommen worden.

Im Rahmen ihrer Mission soll die Besatzung des Raumschiffs "Shenzhou 9" auch in das Raummodul umsteigen und dort Experimente durchführen, um weitere Erfahrungen für die Entwicklung einer ständigen Raumstation zu gewinnen. Zu den Experimenten selbst wurde bislang wenig bekannt gegeben. Chinesischen Medienberichten zufolge soll eine Fahne der International Astronautical Federation (IAF), die an Bord des Moduls "Tiangong 1" in den Weltraum geflogen wurde, wieder zur Erde gebracht werden. Zudem sollen Schmetterlingspuppen an Bord des Raumschiffes sein und die Falter während der Mission schlüpfen. 

Chinesische Pläne

Mit dem manuellen Andocken hätte die chinesische Raumfahrt einen wichtigen Meilenstein geschafft und würde das Land gemeinsam mit den USA und Russland zu jenem Trio aufsteigen, das derartige Andockmanöver beherrscht. Die chinesischen Pläne sind ehrgeizig: Während der Betrieb der Internationalen Station ISS vorerst nur bis ins Jahr 2020 gesichert ist, zielt China darauf ab, die eigene - ständig bemannte - Raumstation bis 2020 fertigzustellen. Dabei sei das Land für internationale Kooperation offen, betonte Chinas ständiger Vertreter bei der UN diese Woche in Wien: "China ist gewillt, mit anderen Ländern zu kooperieren und mehr Ländern die Möglichkeiten zu verschaffen, insbesondere Entwicklungsländern beim Aufbau der chinesischen Weltraumstation", wird Cheng Jingye vom "Asian Scientist" zitiert.

Ende Dezember hatte China ein Weißbuch veröffentlicht, wonach heuer auch noch "Shenzhou 10" starten soll. Bis 2016 sollen Weltraumlabors, weitere bemannte Raumschiffe und Fracht-Raumschiffe ins All geschickt und die technischen Grundlagen für den Bau einer bemannten Raumstation entwickelt werden. Dass China derzeit besonders rege am Ausbau seines Weltraumprogramms arbeitet und immer mehr zum ernstzunehmenden Partner wird, zeigt ein weiterer Umstand: Zur Vorbereitung einer möglichen Zusammenarbeit müssten Astronauten bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA während ihrer Ausbildung Chinesisch lernen, so Thomas Reiter, Direktor für Bemannte Raumfahrt bei der ESA, zu Jahresbeginn. (red, derStandard.at, 10.6.2012)