Wien - Die europäische Schuldenkrise und das Niedrigzinsumfeld wird die betriebliche Vorsorge in diesem Jahr wohl noch unter Druck bringen, warnt Christoph Krischanitz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Arithmetica. "Für 2012 ist wieder ein größerer finanzmathematischer Verlust zu erwarten", denn jene Zinssätze, die für die Errechnung der Pensionsverpflichtungen relevant sind, sind seit Jahresbeginn gefallen. Fallen die Renditen von gut gerateten Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit, müssen die Unternehmen höhere Rückstellungen für Pensionen bilden.

Die Berater von Arithmetica haben dazu die aktuellen Pensionsverpflichtungen der 40 börsennotierten Aktiengesellschaften im ATX Prime Index analysiert. Die Leistungszusagen belaufen sich demnach auf 6,4 Milliarden Euro.

Nachholbedarf ortet Krischanitz auch beim Risikomanagement vieler börsennotierter Gesellschaften. Es sei "besorgniserregend", dass in jedem vierten Unternehmen das Risikomanagement keine Vorstandsaufgabe sei. Auch bei der Verwendung von finanzmathematischen Risikokennzahlen bestehe noch Handlungsbedarf.

Insgesamt hat die europäische Wirtschaftskrise bei ATX-Unternehmen aber wenig direkte Auswirkungen gezeigt. Zwar hätte die Börsenperformance stark gelitten. "Doch im Vergleich zum Vorjahr wurde sogar ein leichter Anstieg bei den Mitarbeiterzahlen verzeichnet", sagt Krischanitz. (sulu, DER STANDARD, 13.6.2012)