Katrin Müller-Hohenstein und ihr Experte Oliver Kahn. ("Olli")

Foto: ZDF/Jan Haeselich

Fußballspiele, auch solche einer amtlichen EM, können eine trockene Angelegenheit sein. Menschenketten verschieben sich stundenlang ineinander. Metrosexuelle Kicker-Stars aus Portugal haben die Haare schön. Die deutsche Equipe kriecht über das Feld wie eine Horde Kartoffelbauern, ehe sie - völlig unnötig - das Runde doch noch ins Eckige hineinschmeißt. 

Alles wie immer? Nicht ganz. Das ZDF hat im Ostseebad Heringsdorf auf Usedom eine herrliche Seebühne errichtet. Das schön geschwungene Podest wurde für Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein und ihren Experten Oliver ("Olli") Kahn aufgeschlagen. Die Planken wären einer schaumgeborenen Venus würdig. Gekräuselte Wellen klatschen murmelnd an den Strand, und man meint, jeden Augenblick müssten die Töchter des Nereus der leergefischten Ostsee entsteigen. Aber das Wasser schweigt.

Die charmante Müller-Hohenstein hatte während der WM 2010 für einigen Wirbel gesorgt, als sie nach einem Tor des polnischstämmigen Stürmers Miroslav Klose diesem einen "inneren Reichsparteitag" andichtete. Die Empörung klang verhältnismäßig rasch ab. "KMH" (so das Kürzel der Fußballsachverständigen) gelobte umgehend, dergleichen Äußerungen zu unterlassen.

Ob Miroslav Klose 2010 nicht eher eine innere Marienandacht erlebte, haben wir niemals erfahren. Mit Blick auf polnische Empfindlichkeiten scheint ohnehin Zurückhaltung geboten. An der Heringsdorfer Seebrücke sollten besser keine Richard-Wagner-Konzerte gegeben werden. Wie sagte Woody Allen? "Immer wenn ich Wagner höre, spüre ich den inneren Drang, in Polen einmarschieren zu müssen." (Ronald Pohl, DER STANDARD, 13.6.2012)