
Studentin Paloma Schreiber hielt den Truthahn im Garten des Landschaftsarchitekten Kim Wilkie auf ihrem Zeichenblock fest.
Wien - "Jede Landschaft hat ihre Dramaturgie", sagt Paloma Schreiber, Landschaftsdesign-Studentin, während eines Rundgangs durch den Botanischen Garten der Universität Wien. Wo sonst angehende Biologen und motivierte Gärtner am Werken sind, bereiten derzeit Studierende der Angewandten ihre Installationen vor. Sechs junge Frauen haben sich unter der Leitung von Mario Terzic und Raoul Bukor mit den Landschaften vom Meister der zeitgenössischen englischen Landschaftsarchitektur, Kim Wilkie, beschäftigt und seine Werke mit künstlerischen Mitteln neu interpretiert.
Wer bei europäischer Gartenarchitektur bloß an ästhetische Blumenarrangements denkt, hat nur einen Bruchteil der Arbeit eines Landschaftsdesigners erfasst. Parallel zur wachsenden Sensibilisierung für ökologische Probleme - sei es durch "Guerilla-Gardening" oder die Einbeziehung von Hunden und Bienenschwärmen in Ausstellungskonzepte wie bei der Documenta - wird auch die Schaffung von Naturarealen sowie Städteplanung mit Grünflächen wichtiger.
Kim Wilkie, der als Kind den Dschungel Malaysias und die Wüsten des Irak kennengelernt hat, ist vor allem fasziniert von der Verbindung zwischen Land und Kultur, wie in seinem aktuellen Buch Led by the Land - Landscapes by Kim Wilkie ausgeführt wird.
"The desert was a complete place, it was slow and pale", dieses Zitat von ihm ist auf dem Schildchen unter einem mit Sand befüllten Schaukasten von Verena Weninger zu lesen. Die Studentin hat sich mit der Jugend des berühmten Vorbildes beschäftigt. Im Zuge der Ausstellungseröffnung von The Franklin Spirit starring Kim Wilkie wird sie am Donnerstag mit ihm zusammentreffen.
Ihre Kollegin Paloma Schreiber hat ihr da etwas voraus: Sie ist nach England gefahren und hat zwei Wochen mit dem Zeichenblock unterm Arm die Landschaftsarchitekturen von Wilkie bereist. Über 100 Zeichnungen sind dabei entstanden, genaue Abbilder von Wilkies Landschaftsdesigns und auch eigene Interpretationen.
Nicht nur das sich ständig ändernde Wetter beeinflusse die Landschaft, auch die sich in der Natur bewegenden Tiere und Menschen gestalten das immer flüchtige Landschaftsbild mit, erklären Alexandra Rudolf und Lisa Kuglitsch, die mithilfe von Fotografien "Wilkie-Landschaften" im Wiener Botanischen Garten nachgestellt haben. Außerdem haben sie die dort arbeitenden Gärtner porträtiert. Wenwen Shi, eine Austauschstudentin aus China, hat mit Origami-Tieren den Parcours durch diese besondere Ausstellung gelegt. (Elisa Weingartner, DER STANDARD, 13.6.2012)