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Es kann wohl kein Zufall sein, dass es für kein Volk in Europa so viele Schimpfnamen gibt.
Pro: Deutschlaaaaaand!
Von Tobias Müller
Rational zu erklären ist der Deutschenhass ja nicht: Wenn man schon den Spaß am Fußball vornehmlich nicht aus eigenen Siegen zieht, sondern aus fremden Niederlagen, wäre etwa Amerikanisch-Samoa ein viel vernünftigerer, weil ergiebigerer Lieblingsfeind. Das Land hält unter anderem den Rekord im Hoch-Verlieren (31:0 gegen Australien) und hat schon mal 30 Länderspiele lang nicht gewonnen.
Sicher: Einst haben Deutsche und Österreicher Hand in Hand noch heute gültige Maßstäbe gesetzt in Sachen Unmenschlichkeit. Heute aber sind die allermeisten Deutschen freundliche, angenehme Leute, die nicht nur fleißig Medizin studieren, sondern sich auch fast rührend an ihrer Mannschaft erfreuen. Und die wirklich miesen Charaktere werden längst nicht mehr stolz im Nationalteam präsentiert, sondern etwa in den Vatikan abgeschoben.
Diese Veränderung war nicht selbstverständlich, die Deutschen haben dafür jahrzehntelang hart an sich gearbeitet. Warum also freuen wir uns nicht einfach mit ihnen?
Kontra: Kein Mitleid für Schweini
Von Michael Möseneder
Geld und Moral muss man trennen. Schließlich hat der Autor dieser Zeilen im STANDARD-internen EURO-Wettspiel getippt, dass Deutschland Europameister wird. Damit er wenigstens irgendeinen Grund zur Freude hat, wenn dieses Ärgernis eintritt.
Und nicht, dass jetzt der Vorwurf des österreichischen Minderwertigkeitskomplexes kommt: Es kann wohl kein Zufall sein, dass es für kein Volk in Europa so viele Schimpfnamen gibt. Fiebert man also mit Deutschlands Gegnern mit, hat man das gute Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein.
Gut, der Unsympathler-Faktor im Team hat sich in den vergangenen Jahren reduziert. Mit Oliver Kahn und Lothar Matthäus kann Bastian "Schweini" Schweinsteiger nicht mithalten. Mitleid muss man trotzdem nicht haben, wenn er wieder einen entscheidenden Elfmeter verschießt.
Was ja das Einzige ist, was Nicht-zu-Deutschland-Halter versöhnen könnte: eine unglückliche Finalniederlage der DFB-Elf. Auch wenn dann der Wetteinsatz perdu ist. (Rondo, DER STANDARD, 15.6.2012)